Zelt aufstellen und fertig: Die Plattformen des Trekkingparks Sauerland (Foto: phototravellers.de)

Norbert Lopatta, wie geht nachhaltiger Tourismus bei uns?

Nachhaltig und direkt in der Natur: So sollte Urlaub sein, der die Umwelt schont und einmalige Erlebnisse schafft. Konzepte dafür entwickelt Norbert Lopatta als Leiter des Tourismus- und Kurbetriebs Willingen.

von Juliane Veltum

Herr Lopatta, Sie leiten den Tourismus- und Kurbetrieb von Willingen. Was bedeutet Nachhaltigkeit in Bezug auf den Tourismus für Sie?

Prinzipiell trenne ich das Thema immer wieder gerne in ökologische, soziale und gesellschaftliche Nachhaltigkeit. Gäste, die zu uns nach Willingen reisen, setzen den Fokus immer mehr auf dieses Thema, weshalb wir als Region natürlich immer neue Konzepte entstehen lassen.
Es fängt an bei der ökologischen Nachhaltigkeit und weniger Verpackungsmaterial am Frühstücksbuffet, den vielen Ladesäulen für E-Autos aber geht auch weiter über die soziale Nachhaltigkeit wie die Bezahlung des Personals. Es sind vielseitige Konzepte, die aktuell entstehen und immer wieder im Einklang von Ökologie, sozialen Komponenten und der Gesellschaft stehen.
Während man früher einen all-inclusive Urlaub in Mexiko oder einen Kurztrip an den Strand geplant hat, merken wir heute verstärkt, dass der Urlaub in der Heimat ein deutlicher Trend geworden ist. Besonders durch die Corona-Pandemie weiß man die eigene Heimat und einen Urlaub in Deutschland anders wahrzunehmen.

Legen wir den Fokus auf unsere Region: Was macht den Willinger Tourismus nachhaltig?

Dieses Thema ist vielfältig und wir befassen uns immer intensiver mit der Frage, wie unsere Gemeinde klimaneutral werden kann. Es gibt konkret Projekte in der Umsetzung, wie zum Beispiel die Beheizung unseres neuen Lagunenbads. Aktuell beheizen wir dieses bereits mittels Blockheizkraftwerk und möchten auch zusätzlich eine verstärkte PV-Anlage integrieren. Neubauten und Bestandsgebäude mit regenerativen Energien zu beheizen, nimmt selbstverständlich einen großen Bereich ein.
Auch an der Anzahl der Lademöglichkeiten für E-Autos lässt sich die Entwicklung in unserer Region festhalten. Während wir Mitte 2020 nur zwei Ladesäulen in Willingen hatten, haben wir mittlerweile 16 öffentliche Ladepunkte – zuzüglich der Lademöglichkeiten von Hotellerie und Gastronomie.

Zwei Zelte passen auf die Plattformen des Trekkingparks Sauerland am Diemel- und Uplandsteig (Foto: phototravellers.de).

Zwei Zelte passen auf die Plattformen des Trekkingparks Sauerland am Diemel- und Uplandsteig (Foto: phototravellers.de).

Aber auch der Fokus auf die gesellschaftliche Nachhaltigkeit und die Integration vieler regionaler Einzelhändler und der Aufbau eines attraktiven Freizeitprogramms an einem Ort stellen wir immer wieder bei neuen Projekten in den Fokus.

Ein neues Projekt ist auch der Trekkingpark Sauerland: Entlang der Wanderwege Upland- und Diemelsteig laden neun Plattformen zum Zelten ein. Was ist die Idee dahinter?

Campen im Freien ist in Deutschland bekannterweise verboten, aber wir wollten gerne ein solches Angebot in unserer Region schaffen, um Urlaub und Natur noch näher zusammenbringen.

Es sind insgesamt neun Holzplattformen, die alle entlang des Diemel- und Uplandsteigs gelegen sind und die Möglichkeit schaffen, mit seinem Zelt direkt in der Natur zu schlafen. Gäste können die Plattformen zu Fuß oder mit dem Fahrrad erreichen und dort ihr eigenes Zelt aufbauen und Nächte allein in der Natur verbringen.
Gestartet ist das Projekt im Mai 2020 und bereits im Oktober 2020 wurde die letzte Plattform fertiggestellt. Ein Projekt, was wirklich gut angenommen wird, sowohl von Gästen als auch von Einheimischen. Es ist einfach ein Erlebnis, in der freien Natur zu übernachten und morgens die schönsten Sonnenaufgänge ganz allein in der Natur zu erleben.

Was planen Sie für unsere Region im Bereich der Nachhaltigkeit?

Das Land Hessen möchte ein klimaneutrales Urlaubsland werden und dabei möchten wir uns als Region und Gemeinde entsprechend positionieren. Einige Konzepte habe ich eben schon angesprochen. Der Fokus sollte in Zukunft aber noch verstärkter auf der Zusammenarbeit liegen: Wir müssen das gesellschaftliche Zusammenspiel weiter voranbringen und die Vernetzung untereinander weiter stärken. Daraus entstehen Netzwerke, aus denen wiederum automatisch neue, nachhaltige Konzepte entstehen. Zukünftig starten wir beispielsweise auch eine überregionale Zusammenarbeit mit der Grimmheimat Kassel. Ziel ist dabei immer ein regionales Label für unsere Region zu schaffen.

Morgen findet unser Kamingespräch zum Thema „Today for Tomorrow – nachhaltig leben, wohnen, arbeiten statt“. Welcher dieser drei Bereiche ist Ihnen am wichtigsten?

Ich denke, dass die Grenzen sehr stark verschwimmen und man die Bereiche nicht mehr klar voneinander trennen kann. Es kommt vielmehr auf das Gesamtpaket an und die Frage, wie wohl man sich an dem Ort fühlt, an dem man lebt, wohnt und arbeitet. Unsere Gemeinde muss es schaffen, dieses Gesamtpaket attraktiv und nachhaltig zu gestalten, um Menschen von der Region zu überzeugen. Es ist wichtig, dass es ein gutes Angebot für die Freizeitgestaltungen gibt, es ist aber auch wichtig, dass im Sinne der sozialen Nachhaltigkeit genug Arbeitsplätze vorhanden sind. Zuletzt muss Wohnraum geschaffen werden, in dem man sich wohlfühlen kann. Deshalb ist für mich der Fokus auf dem Einklang der drei Bereiche.

 

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Wo setzt du deinen persönlichen Fokus, wenn es um das Thema Nachhaltigkeit geht und wo fällt es dir leichter, Nachhaltigkeit umzusetzen? Achtest du auf regionale Lebensmittel, ist es dir wichtig, dass dein Arbeitgeber eine gute CO2-Bilanz hat oder möchtest du erneuerbare Energie zuhause produzieren? Darüber diskutieren wir beim  Kamingespräch am 09. Dezember 2021.

Wir diskutieren mit vier Speaker:innen über Nachhaltigkeit sei live dabei – ab 19:00 Uhr im YouTube-Livestream!

Norbert Lopatta

Zur Person:

NORBERT LOPATTA

Jahrgang 1970

Ich wurde ausgebildet als Diplom Ökonom

Ich arbeite aktuell als Leiter des Tourismus und Kurbetrieb in Willingen 

Meine Heimat ist Nordhessen

Mein Zuhause ist Kassel

Mein Lieblingsort in Waldeck-Frankenberg ist der Peterweg in Willingen