Über den landwirtschaftlichen Strukturwandelund und die Chance, einen Familienbetrieb weiterzuführen

Network: Lieber Anton, vor deinem Studium hast du eine landwirtschaftliche Ausbildung absolviert, wie sehr hat dir diese Ausbildung im Studium geholfen?

Anton: Die Ausbildung war neben den Erfahrungen aus dem eigenen Betrieb die wichtigste Grundlage für das Studium. Das Blickfeld ist weiter und man erkennt die Zusammenhänge zwischen den einzelnen, sehr speziellen Modulen aufgrund der Ausbildung besser.

Zudem wird man durch sie wesentlich reifer und ist meiner Meinung nach auch zielstrebiger im Studium. Ich würde daher generell eine Ausbildung vor jedem Studium empfehlen, auch wenn sie nicht direkt dem Fachbereich des Studiums entspricht.

Sowohl Studium als auch Ausbildung bieten aber vor allem die Möglichkeit, viele neue Kontakte und Beziehungen zu knüpfen, sofern man es wagt, dafür weitere Strecken auf sich zu nehmen und anderen gegenüber aufgeschlossen ist.

Network: Wie schätzt du die aktuelle Lage in der Landwirtschaft ein?

Anton: Die Landwirtschaft steckt aktuell in einer schwierigen Phase. Die niedrigen Preise für Milch und Getreide machen jedem Betrieb zu schaffen. Zusätzlich erfährt sie von außen sehr viel Kritik über die Art und Weise des Wirtschaftens, soll auf der anderen Seite aber möglichst günstig Lebensmittel erzeugen. Meiner Meinung nach müssen wir mehr Werbung für die Landwirtschaft machen und jedem zeigen, was genau auf den Betrieben passiert. Ich bin davon überzeugt, dass auch diese Krise wieder vorüberzieht, allerdings wird der Strukturwandel weiter anhalten und die Zahl der verbleibenden Betriebe sinken.

Network: Viele Landwirte geben deshalb auf. Du hingegen willst nach deinem Studium euren Familienbetrieb übernehmen. Was treibt dich dazu an?

Anton: Es ist eine große Chance, einen zukunftsträchtigen Familienbetrieb weiterführen zu dürfen und die nehme ich gerne an. Ich bin auf unserem Betrieb aufgewachsen und fühle mich hier in Fürstenberg einfach wohl. Ich mag unsere Gegend, die Natur und die Landschaft und arbeite gerne mit Tieren und mit Technik. Generell begeistert mich die Vielfältigkeit des Berufs als Landwirt und die Tatsache, dass einen hier jeden Tag neue Herausforderungen erwarten. Man ist sowohl geistig im Büro als auch körperlich an der frischen Luft gefordert.

Network: Welche neuen Erfahrungen und Möglichkeiten bringst du aus deinem Studium mit auf euren Hof, um euren Betrieb fit für die Zukunft zu machen?

Anton: Das Grundwissen wurde durch das Studium breit gefächert unterbaut und durch viele Details ergänzt. Für mich waren hier Haltung und Fütterung von Milchkühen von Bedeutung, aber noch mehr die Module, die sich mit Wirtschaft beschäftigen. Immer wieder die eigene Arbeit und Vorgehensweise zu hinterfragen und zu kontrollieren, wird bei den auch zukünftig schwankenden Märkten wichtig sein.

Network: Wie geht ihr mit den niedrigen Milchpreisen um?

Anton: Wir versuchen die Kosten noch mehr im Blick zu haben und durchzuhalten. Aber selbstverständlich wird hinterfragt, ob die Milchviehhaltung noch sinnvoll ist und wie man sie gestalten kann, denn sie ist eine Leidenschaft. Als zweiten Betriebszweig betreiben wir eine Biogasanlage, die hilft die Verluste zu verringern.

Network: Was denkst du, wie wird sich die Landwirtschaft in der Region in den kommenden Jahren entwickeln?

Anton: Der Strukturwandel wird leider auch vor Waldeck-Frankenberg nicht Halt machen. Die Zahl der Bauernhöfe wird sinken. Dabei denke ich, dass die Milchviehhaltung weiterhin eine große Bedeutung behält, da die viele Grünlandstandorte hier kaum anders zu nutzen sind und die Region für viele und starke Betriebe in diesem Bereich steht.

Network: Welche drei Tipps hast du für die Landwirte der Region, um für die Zukunft gewappnet zu sein?
Anton: Das ist schwer allgemein zu sagen, da der Bereich und die Betriebe so vielfältig sind und die Zukunft nicht vorhersehbar ist. Zudem komme ich gerade erst aus der Ausbildung und sehe mich nicht in der Position, andere zu beraten. Dafür bedarf es viel Erfahrung und Knowhow. Die eigene Arbeit immer wieder zu hinterfragen und nicht nur auf ein Pferd zu setzen wären hier meine Ansätze. Vor allem will ich aber auch in Zukunft immer Spaß an meiner Arbeit haben können und das wünsche ich jedem – egal in welchem Berufsfeld.

Zur Person:

Anton Buckert absolvierte sein Abitur 2011 an der Alten Landesschule in Korbach. Er entschied sich für eine Ausbildung zum Landwirt, die er in zwei Betrieben in Rheda-Wiedenbrück und im MÜnsterland durchlief , bevor er sein Studium der Agrarwirtschaft an der Fachhochschule in Soest begann. Nach seinem Bachelor Mitte diesen Jahres arbeitet er nun auf dem elterlichen Hof in Fürstenberg, den er später weiterführen wird. Um für seine späteren Aufgaben gerüstet zu sein, nahm Buckert bereits an verschiedenen landwirtschaftlichen Weiterbildungsmaßnahmen teil und legte auch die Ausbildereignungsprüfung erfolgreich ab.