Tobias Richter ist selbstständiger Garten- und Landschaftsbauer aus Korbach.

Tobias Richter, wie wurdest du Chef deines besten Freundes?

Ein lange vorbereiteter Schritt zu einer ungewissen Zeit: Als im März 2020 das Coronavirus Deutschland erreicht, macht Tobias Richter sich als Garten- und Landschaftsbauer selbstständig. Im Interview erzählt der 26-jährige Korbacher, wie das in einer so ungewissen Zeit möglich war und wie er seine Leidenschaften für das Gärtnern entdeckte.

 

Lieber Tobias, du hast dich vor zwei Jahren als Garten- und Landschaftsbauer selbstständig gemacht. Wie ist dir der Sprung in die Selbstständigkeit gelungen?

Zunächst habe ich mich nur nebenberuflich selbstständig gemacht und an den Wochenenden gearbeitet. Dabei habe ich festgestellt, dass mir das Arbeiten als mein eigener Chef gut gefällt. Damals war ich noch hauptberuflich im Raum Kassel unterwegs und habe fast nur auf Großbaustellen gearbeitet. Das zeigte mir, dass ich lieber in Privatgärten in der Heimat arbeiten würde.

Aufgrund meines großen Bekanntenkreises hatten mich schon viele Kunden weiterempfohlen, wodurch ich dann beschlossen habe, mich in Vollzeit selbstständig zu machen. Während meiner Lehre wurde der Fokus bereits stark auf eigenständiges und selbstorganisiertes Arbeiten gelegt, wodurch ich schon früh lernte, Baustellen als Vorarbeiter abzuwickeln. Nachdem ich für mein Nebengewerbe bereits viele Maschinen angeschafft hatte, war der Sprung in die Selbstständigkeit nur noch eine Formsache. Meine Familie und mein bester Freund haben mir viel Mut zugesprochen und mich dabei unterstützt, den Schritt zu wagen.  Allerdings begann dieser Start im März 2020, zeitgleich mit dem Ausbruch des Coronavirus in Europa. Das machte mir am Anfang Sorgen. Die sich aber schnell auflösten, denn ich hatte in kurzer Zeit schon hohe Nachfrage.

 

Du hast einen Mitarbeiter, der auch einer deiner besten Freunde ist. Hattest du keine Angst, dass es schief gehen könnte, wenn sich Privates und Berufliches so mischen?

Garten- und Landschaftsbauer Tobias Richter

Wir waren vorher schon Kollegen und zusammen auf der Berufsschule. Das Arbeiten mit ihm läuft reibungslos: Wir wissen immer genau, was der Andere gerade meint und braucht. Dabei gleichen sich unsere Stärken und Schwächen aus und wir ergänzen uns gut. Ich weiß, dass ich mich auf ihn verlassen kann und er ein loyaler Mitarbeiter ist. Dass es nicht immer einfach werden würde, Privates und Berufliches voneinander zu trennen, war uns von Beginn an klar. Auch wenn wir auf der Baustelle manchmal andere Meinungen haben, beeinflusst das unsere Freundschaft nicht.

 

Dein Lebenslauf enthält aber auch eine abgebrochene Ausbildung zum Elektrotechniker. Was würdest du Berufsanfängern raten: lieber abbrechen oder durchhalten?

Dabei kommt es ganz auf den Zeitpunkt an. Steht man noch am Anfang seiner Ausbildung und merkt, dass es nicht das Richtige für einen ist, würde ich jedem raten, abzubrechen und sich das zu suchen, was man wirklich machen will. Ist man jedoch fast am Ende der Ausbildung, würde ich raten, durchzuhalten, da eine abgeschlossene Ausbildung bessere Chancen auf dem Arbeitsmarkt bietet, auch wenn man nicht im gleichen Berufszweig bleibt.

 

Wie sieht ein typischer Arbeitstag bei dir aus?

Einen typischen Arbeitstag gibt es bei uns nicht wirklich. Meistens beginnen wir um 7 Uhr auf der Baustelle: Entweder erledigen wir Erdarbeiten, legen Pflaster, schneiden Bäume oder pflanzen. Nach der Arbeit auf der Baustelle ist für mich allerdings noch nicht Feierabend, da für mich als Chef auch die Beratung von Kunden ansteht. Außerdem kümmere ich mich um Organisation und Disposition von Material, Fahrzeugen und Mitarbeitern für laufende und kommende Baustellen.

 

Was magst du an deinem Beruf am liebsten?

Am Ende des Tages zu sehen, was wir geschafft haben. Oftmals ist der Garten zu Beginn nur eine kahle Fläche, doch schon nach wenigen Stunden sieht man eine Veränderung. Die Kunden sind immer wieder erstaunt, was wir aus ihren Gärten herausholen können. Das Bedienen von Maschinen und die kreative Gestaltung der Gärten sind meine Leidenschaft und bringen mir am meisten Freude.

 

Was würdest du in Bezug auf deine Berufsgruppe ändern wollen?

Manchmal fehlt in Berufen des Baugewerbes die Wertschätzung für unsere harte Arbeit. Wir bemühen uns tagtäglich, ansprechende Landschaften zu gestalten, wobei die Qualität nicht hinter den Kosten zurückstehen sollte. Sehen die Kunden allerdings dann die tägliche Arbeit, die wir verrichten, zeigen sich die meisten anerkennend und dankbar.

 

Welche Pläne hast du für deine berufliche Zukunft?

Zunächst möchte ich mich vorrangig um meinen Betrieb kümmern, Arbeitsabläufe optimieren und das Betriebsinventar vervollständigen. Zum nächsten Jahr ziehe ich in Erwägung, noch einen Mitarbeiter einzustellen, um als Chef flexibler werden zu können. Wenn eine gewisse Routine entstanden ist, würde ich gerne die Meisterschule in Teilzeit besuchen, um mich auch auf diesem Gebiet weiterzubilden. Als praktisch veranlagter Mensch ist mir wichtig weiterhin selbst auf Baustellen mitarbeiten und meine Mitarbeiter dort zu unterstützen.

Viel Erfolg dabei und Danke für das Interview!

Tobias Richter ist selbstständiger Garten- und Landschaftsbauer aus Korbach.

Zur Person

TOBIAS RICHTER

Jahrgang: 1994

Ich arbeite aktuell: Selbstständig als Gärtner, Fachrichtung Garten- und Landschaftsbau

Ausgebildet wurde ich: bei der Firma Markus Grebe als Gärtner, Fachrichtung Garten- und Landschaftsbau

Mein Zuhause ist aktuell: Korbach

Meine Heimat ist: Gembeck und Dorfitter

Mein Lieblingsort in Waldeck-Frankenberg ist: überall in der Natur – Hauptsache draußen