Tipps und Tricks zur Steigerung der geistigen Leistungsfähigkeit

NETWORK: Kevin, siehst du einen Zusammenhang zwischen körperlicher Fitness und geistiger Leistungsfähigkeit?

De Bruyn: Selbstverständlich! Nicht ohne Grund heißt es: “Ein gesunder Geist ruht in einem gesunden Körper”. Durch Studien wurde belegt, dass die Neuroplastizität, also die Anpassung und Verknüpfung der Gehirnzellen, durch körperliche Reize gesteigert werden kann.

NETWORK: Bewegung tut also auch dem Geiste gut. Wieviel Bewegung braucht der Körper?

De Bruyn: Mehr als er vermutlich bei den meisten bekommt. Im heutigen Alltag bewegen wir uns viel zu wenig. Gefesselt an den Bürostuhl, den Monitor acht Stunden vor der Nase, bleibt einem wenig Zeit für Bewegung. Dabei gibt es eine Vielzahl an Bewegungsübungen, die während des Arbeitsalltags ohne Einschränkung der Leistungsfähigkeit durchgeführt werden können. Zusätzlich kann man sich im Feierabend 5 bis 10 Minuten Zeit nehmen und dabei gleich die Familie miteinbinden.

NETWORK: Das heißt, es muss gar nicht zwangsläufig das Fitnessstudio zum Training sein?

De Bruyn: Nein, es gibt sehr gute Übungen, ob zur gesundheitlichen Prävention, Behandlung oder zur Steigerung der körperlichen Fitness, welche man zuhause ohne Geräte durchführen kann. Bei einem guten individuellen Trainingsplan reichen jeden Abend 5 bis 15 Minuten. Und wer hat diese Zeit nicht?

NETWORK: Leider zwingen Studium und Beruf viele von uns zu „langen Sitzungen“. Ergeben sich daraus Risiken?

De Bruyn: Oh ja. Der Körper ist nicht dafür geschaffen zu sitzen. Risiken ergeben sich insbesondere für die Schulterregion. Wir haben in unserem Körper stets Muskelpaare. So ist das auch im Schultergelenk. Einer dreht den Arm nach innen, einer dreht ihn nach außen. Es ist wichtig, diese zwei „Spieler und Gegenspieler“ immer auf einem Level zu halten. In unserem Alltag ist es jedoch so, dass wir den Innendreher deutlich häufiger benutzen als den Außendreher und es somit zu einem Muskelungleichgewicht kommt. Die Folge: Zieht der Innendreher zu stark, kommen wir automatisch in eine krumme Brustwirbelsäulenhaltung und sind stark empfänglich für Schulterproblematiken.

NETWORK: Was wäre eine Übung, die man dagegen machen kann?

De Bruyn: Eine wichtige Übung für den Schreibtischtäter ist das Training der Außenrotatoren. Um diese zu stärken braucht man lediglich ein Theraband. Dieses wickelt man um beide Hände, wobei der Abstand je nach Schwierigkeit variieren kann. Anschließend winkelt man die Ellbogen an und dreht nun die Handrücken nach außen. Hierbei ist es wichtig, die Ellbogen stets am Körper zu halten (wie auf dem Bild oben zu sehen) und den Rücken während der Übung aufrecht zu halten. Gerade im Büro, wo wir häufig durch Maus und Tastatur die Schultern innengedreht haben, empfiehlt sich diese Übung besonders. Ergänzend dazu kann auch eine Vertikalmaus helfen.

NETWORK: Was empfiehlst du sonst noch, um Bewegung in Alltagssituationen zu bringen?

De Bruyn: Man sollte jeden Gang nutzen, der irgendwie möglich ist. Ich empfehle daher weg vom Drucker am Schreibtisch, hin zum Gemeinschaftsdrucker. Jeder Gang ist wichtig und bringt Bewegung.

NETWORK: Das stimmt. Dennoch fällt es nach einem langen Arbeitstag häufig schwer sich zum Training aufzuraffen. Was tust du, um deinen inneren Schweinehund zu überwinden?

De Bruyn: Da es, wie beschrieben, nur 5 bis 15 Minuten jeden Tag benötigt, gibt es einfache Hilfestellungen. Eine ist Regelmäßigkeit. Knüpfen Sie ihr Übungsprogramm an ein schon vorhandenes Abendritual, z.B. jeden Abend vor der Tagesschau/dem Abendessen. Eine weitere ist sich selbst zu belohnen. Ich persönlich tue dies über ein Punktesystem. Beim Erreichen einer bestimmten Punktanzahl erfülle ich mir einen vorher ausgemachten Wunsch.

NETWORK: Kevin, wir danken dir für das Interview und deine wertvollen Tipps!

Kevin de Bruyn hat der Veröffentlichung dieses Interviews zugestimmt und sämtliche Rechte daran an NETWORK waldeck|frankenberg abgetreten. Eine anderweitige Verbreitung oder Verwendung obiger Inhalte ist nur nach schriftlicher Genehmigung gestattet.

Zur Person:

Kevin de Bruyn besuchte bis 2007 die Alte Landesschule in Korbach und begann im Anschluss daran die Ausbildung zum Physiotherapeuten an der Orthopädischen Klinik Hessisch Lichtenau, welche er im Jahr 2010 abschloss. Berufsbegleitend studierte er von 2008 bis 2012 Physiotherapie an der Hogeschool Fysiotherapie Nieuwegein in Holland und erhielt dort den Bachelor of Arts. Seit 2013 führt er eine eigene Praxis in Korbach, in welcher er vier weitere Therapeuten in Vollzeit und zwei Rezeptionskräfte in Teilzeit beschäftigt.

www.physio-korbach.de