Dreharbeiten zwischen Treckern und Tieren: Thomas Fabry zeigt Szenen aus der Landwirtschaft (Foto: privat).

Thomas Fabry, warum brauchen Landwirte Instagram?

Als Vorsitzender eines Vereins der Landwirtschaftsstudenten lernte Thomas Fabry, wie man Bauern über Social Media erreicht, vernetzt und Konsumenten Einblicke gewährt. Sein Wissen hat der heute selbstständige Filmemacher in einem Buch aufgeschrieben und teilt es bei Vorträgen und Beratungen.

 

Lieber Thomas, Trecker fahren, füttern, ernten und posten – Wofür brauchen Landwirte einen Instagram oder Facebook Account?

Diese Kanäle haben unterschiedliche Zielgruppen. Zum einen können Landwirte über einen eigenen Social Media-Auftritt die Menschen vor Ort erreichen und Einblicke in ihren Betrieb geben. Das fördert die Akzeptanz für das Handeln der Bauern und kann helfen, neue Mitarbeiter zu gewinnen. Außerdem ist aber auch die Vernetzung innerhalb der Branche wichtig. So können sich Gleichgesinnte über neue Maschinen oder Anbauweisen austauschen. In letzter Zeit ist zum Beispiel eine Facebook-Gruppe zur regenerativen Landwirtschaft stark gewachsen. Dort teilen Landwirte ihr Wissen und tauschen Erfahrungen aus – mit Texten, Bildern und Videos. So gemeinschaftlich und interaktiv schafft das keine Fachzeitschrift.

 

Du bist gelernter Landwirt, arbeitest jetzt als Filmemacher, betreust Instagram-Accounts von Kunden und die Seite „@land.wirt.zukunft“. Allein damit erreichst du etwa 34.000 Follower. Wie kam es dazu?

Genau, ich bin auf einem Hof im Sauerland im Märkischen Kreis aufgewachsen. Nach einer Ausbildung zum Landwirt habe ich studiert und mich seit 2013 aktiv mit dem Thema Social Media beschäftigt. Mir fehlte dabei ein realistisches Abbild der Landwirtschaft. Zu Tierhaltung und Umweltschutz gab es nur extreme Positionen von Tierschützern oder Großbetrieben. Wo blieb da der solide Familienbetrieb?

Also wurde ich selbst aktiv: Mit Kommilitonen gründete ich den Verein „Tierhaltung modern und transparent e.V.“ und wir starteten mit Social Media. Damals waren wir als Bauern auf Facebook, Snapchat und später Instagram richtige Pioniere. Auch privat zeigte und erklärte ich immer mehr Followern, wie Landwirte arbeiten und wo 90 Prozent unseres Essens in Deutschland überhaupt herkommt. Social Media war perfekt für mich, denn ich hatte weder Geld noch Kontakte, dafür aber ein Smartphone, das Know-How und besonders wichtig: die Idee, der Landwirtschaft ein Gesicht zu geben.

 

Instagram-Story beim Videoschnitt: Thomas Fabry nimmt seine Follower mit in den Arbeitsalltag (Foto: privat).

Instagram-Story beim Videoschnitt: Thomas Fabry nimmt seine Follower mit in den Arbeitsalltag (Foto: privat).

Auf Instagram bist du auch das Gesicht des Live-Gesprächsformats „#agrartalk“. Im Oktober hast du dort Landwirtschaftsministerin Julia Klöckner interviewt. Wie war das für dich?

Ich habe mich erstmal sehr über die spannende Chance gefreut, denn das war nicht selbstverständlich. Ich hatte das Ministerium angeschrieben und auf das Format aufmerksam gemacht – ganz unverbindlich. Doch kurz darauf bekam ich einen Anruf aus Klöckners Büro und mir wurde ein Live-Interview mit ihr angeboten.

 

Da hat sich sicher die jahrelange Social Media-Arbeit bezahlt gemacht. Dabei bekommst du für die meisten Instagram-Posts und Stories keinen Cent. Warum bist du da trotzdem so aktiv?

Ja, das stimmt, ich mache das ehrenamtlich. Im Laufe der Jahre habe ich mir in der Branche einen Namen gemacht. Nur dadurch, dass ich drangeblieben bin und immer sichtbar und aktiv war, haben sich für mich viele Chancen ergeben: Zum Beispiel das Interview mit Frau Klöckner, aber auch, dass ich als Speaker für Veranstaltungen gebucht werde und ein Buch, einen Social Media-Ratgeber für Landwirte, geschrieben habe. Synergien bemerke ich aber auch als selbstständiger Filmproduzent. Da bin ich im Bereich Agrar unterwegs und brauchte noch nie Werbung schalten, um an Aufträge zu kommen. Das läuft alles über die Social Media-Auftritt.

Damit das so bleibt und ich kontinuierlich poste und Stories mache, müssen mir meine Mitarbeiter aber auch mal auf die Füße treten. Ich habe zwei Teilzeitkräfte, mit denen ich als Team die Postings plane und das Community Management erledige. Durch ihre Hilfe kann ich für mich selbst Freiräume schaffen.

 

Für was nutzt du diese Freiräume?

Ungefähr drei Viertel meiner Arbeitszeit verbringe ich damit Imagefilme zu konzipieren, zu drehen und zu schneiden. Aber im Hintergrund arbeite ich auch an der Webseite und drehe einen Trailer für ein neues, deutschlandweites Projekt. Im Sommer 2021 wollen wir zu einer Radtour aufbrechen, um Landwirte und Verbraucher näher zusammenzuführen.

 

Klingt interessant. Viel Erfolg dabei!

Thomas Fabry (Foto: privat)

Zur Person

THOMAS FABRY

Jahrgang 1993
Ich arbeite aktuell als selbstständiger Filmemacher und Social Media Manager mit einem kleinen Team
Ausgebildet wurde ich auf verschiedenen landwirtschaftlichen Höfen im Münsterland
Studiert habe ich Landwirtschaft und Kommunikation in Osnabrück
Mein Zuhause ist aktuell Korbach-Meineringhausen
Meine Heimat ist das Sauerland
Meinen Lieblingsort in Waldeck-Frankenberg ist die Abfahrt Diemelstadt auf der B252, denn dann bin ich bald zu Hause