Forscht zum Bauchspeicheldrüsenkrebs: Stephanie Dobersch im Labor in Seattle (Foto: privat).

Dr. Stephanie Dobersch, warum gibst du als Biologin Gesundheitstipps?

Die Molekularbiologin aus Korbach forscht in den USA am Bauchspeicheldrüsenkrebs und ist nebenbei Gesundheitsbloggerin. Im Interview erzählt Stephanie Dobersch, was ihre eigene Gesundheit am meisten verbesserte.

 

Liebe Stephanie, 2018 hast du einen Blog gegründet, auf dem du Gesundheits- und Ernährungstipps gibst. Was unterscheidet dich von anderen Bloggern?

Die Inhalte auf meinem Blog Careletics basieren hauptsächlich auf wissenschaftlichen Studien. Ich schreibe über Dinge, die mich selbst gerade beschäftigen und suche dazu nach Artikeln in wissenschaftlichen Journals. Ich sage nicht nur, dass der Körper bestimmte Stoffe, wie zum Beispiel Vitamin A, braucht, sondern liefere dafür den Grund mit. Als Molekularbiologin habe ich einen anderen Schwerpunkt als Mediziner:innen und eine andere, sehr kleinteilige Sichtweise. Auf dem Blog gebe ich einfach meinen Senf zu Gesundheitsthemen und jede:r Leser:in kann selbst schauen, ob das zu ihm oder ihr passt.

 

Als du den Blog gestartet hast, warst du gerade mitten in deiner Doktorarbeit. Warum hast du genau zu der Zeit begonnen?

Ich war damals sehr fokussiert auf meine Doktorarbeit, hatte viel Arbeit, viel Stress. Sport habe ich oft aufgeschoben, gar nicht mehr auf meine Gesundheit geachtet und war deswegen ständig krank. Ich habe gemerkt, dass ich eine Balance suchen muss zwischen meiner Karriere und meiner Gesundheit. Denn für die eigene Gesundheit sind wir schließlich alle selbst verantwortlich. Also habe ich mich informiert und wollte das mit anderen teilen, denen es genauso geht.

 

Was hast du selbst dabei für deine Gesundheit gelernt?

Dass gesund zu leben kein Trend ist, sondern eine Lebenseinstellung. Einen gesunden Lebensstil sollte man in den Alltag integrieren und sich als festes Ziel setzen. Für mich persönlich sind es drei kleine Dinge, die viel verändert haben:

  1. Statt abends mache ich morgens vor der Arbeit Sport. Als ich nach Seattle zog und abends bei Dunkelheit nicht allein durch die Großstadt joggen wollte, habe ich das für mich entdeckt. Das hat einen riesigen Unterschied gemacht: Ich starte viel wacher in den Tag und es werden Hormone und Glücksgefühle ausgeschüttet. Außerdem bin ich viel effizienter geworden und schiebe den Sport nicht mehr auf.
  2. Ich lese viele Bücher zur Verbesserung der Persönlichkeit und um mich mental weiterzubilden. Dadurch habe ich mein Mindset positiv verändert und erreiche so meine Ziele effizienter. Gerade lese ich zum Beispiel ein Buch über Verhaltensweisen und wie man neue implementiert.
  3. Auch meine Essgewohnheiten habe ich geändert. Ich habe nie schlecht, aber oft zu wenig gegessen und so zu wenige Kalorien zu mir genommen. Es fällt mir heute noch schwer, das Volumen an Gemüse zu essen, was ich brauche.

 

Du bist in Eppe und Nieder-Schleidern aufgewachsen, hast in Gießen studiert, in Bad Nauheim promoviert und arbeitest jetzt in einem Labor in Seattle als Post-Doc. Warum hast du dich für Seattle entschieden?

Die Stadt war gar nicht der ausschlaggebende Punkt. Durch Zufall bin ich über eine ehemalige Mentorin hier gelandet. Sie hatte gerade in Seattle eine neue Arbeitsgruppe eröffnet und der Forschungsschwerpunkt passte gut zu dem, worüber ich promoviert hatte.

 

Woran genau forscht ihr?

Meine Arbeitsgruppe arbeitet am Bauchspeicheldrüsenkrebs. Da gibt es zwei verschiedene Typen, die auf einige Medikamente unterschiedlich reagieren. Wir versuchen die Unterschiede und die besten Behandlungsmöglichkeiten herauszufinden. Dafür stehen wir nicht nur im Labor, sondern haben auch viel Abwechslung: Meetings, Projektpräsentationen, Büroarbeit, Experimente und Recherche wechseln sich ab.

 

Arbeit im Labor (Foto: pexels)Welchen Tipp hast du für Schüler:innen, die überlegen, Biologie zu studieren?

Das Studium in Gießen war sehr durchgeplant. Etwa vier Wochen dauerte ein Modul mit Vorlesungen und praktischen Arbeiten, dann kam eine Modulprüfung. Also viel Arbeit während des Semesters, aber dafür keine super anstrengende Prüfungsphase am Ende. Gut war auch, dass wir keine Wartezeiten zwischen den Modulen hatten und so die Regelstudienzeit einhalten konnten.

Mein Tipp ist es, die Uni nicht nach dem Namen auszusuchen, sondern nach dem Schwerpunkt. Dafür auf jeden Fall die Studienordnung für das Fach lesen! Gut ist auch, wenn du vorher mal hinfährst und dir den Campus anschaust. Einfach mal rumlaufen und schauen, ob das Feeling stimmt. Du wirst dort drei, vier Jahre verbringen, da sollte es schon passen.

 

Was sind deine beruflichen Pläne für die Zukunft?

Ich bleibe jetzt noch ein paar Jährchen hier, bis ich mein Projekt fertig gestellt habe. Und dann will ich wieder zurück nach Deutschland kommen und eine eigene Forschungsgruppe starten. Ich habe mich noch nicht entschieden, ob ich in die akademische oder industrielle Forschung gehen möchte. In der akademischen Grundlagenforschung hat man mehr Freiheit, seine Forschungsidee umzusetzen. Dafür dauert es ewig, bis deine Ergebnisse beim Patienten ankommen. In der Industrie geht das schneller, aber der Schwerpunkt ist gesetzter, weil du meist an dem Produkt der Firma arbeitest. Mein absoluter Traum wäre, ein eigenes Forschungsstartup zu gründen, aber das ist sehr hochgegriffen.

 

Wir drücken dir die Daumen! Danke für das Interview.

Stephanie Dobersch (Foto: privat)

Zur Person

STEPHANIE DOBERSCH

Ich arbeite aktuell als Postdoktorandin beim Fred Hutchinson Cancer Research Center und nebenher als Bloggerin bei Careletics

Studiert habe ich Biologie an der Universität Gießen

Mein Zuhause ist Seattle, USA

Meine Heimat ist Nieder-Schleidern

Mein Lieblingsort in Waldeck-Frankenberg ist in Nieder-Schleidern in unserem Garten hinter der großen Scheune – Da gibt’s auch die besten Grill-Partys