Reisebericht – Nach dem Abitur nach Australien

“Wie fasst man so unglaubliche Erfahrungen in nur einigen hundert Wörtern zusammen?”
Diese Frage stellte ich mir, als ich die Möglichkeit von Network bekam, von den wohl aufregensten vier Monaten meines Lebens zu berichten.

In Australien nach dem Abi “Work and Travel” zu machen, gehört heutzutage schon fast zum “Mainstream”. Nichtsdestotrotz entschieden wir uns, dieses Land als unser Reiseziel zu wählen.

Zunächst versuchten meine Freundin und ich uns an einem Au-Pair Job in der Nähe von Brisbane. Die Familie war wirklich nett, auch wenn es manchmal stressig mit den fünf Kindern war. Den Plan, uns einen Zweitjob zu suchen, mussten wir leider aufgrund der dezentralen Wohnlage der Familie verwerfen. Nach einer kurzen Eingewöhnungsphase in “Down Under” kamen wir dann zurück nach Brisbane, um uns dort nach einem Job umzusehen.

Dieses ganze “Work-and-travel-Konzept” stellt man sich von Zuhause manchmal einfacher vor, als es tatsächlich ist, sodass wir nach unzähligen verteilten Bewerbungen immer noch keine Arbeit gefunden hatten. Als wir aber in ein neues Hostel umzogen, in dem man neue Mitarbeiter suchte, wurden wir glücklicherweise fündig. Es dauerte seine Zeit bis wir uns in “Brissie”, wie es die Australier nennen, Zuhause fühlten. Aber umso länger wir dort lebten, desto mehr verliebten wir uns in diese Stadt.

Nach dem ersten Monat, in dem wir noch einen weiteren Gelegenheitsjob bekamen, uns damit etwas dazu verdienen konnten und einige Ausflüge in der Gegend unternommen hatten, stieß eine weitere Freundin dazu. Dies war der Startschuss für das eigentliche Abenteuer. Wir reisten die Ostküste entlang Richtung Norden, nachdem wir einen kurzen Stop an der südlich von Brisbane gelegenen Gold Coast gemacht hatten. Auf der Reise schauten wir uns viele Städte an, schliefen drei Tage lang in einem Tipi auf Fraser Island, der größten Sandinsel der Welt, und machten einen Surfkurs. Alle Städte hatten ihr eigenes Flair und es war unglaublich, wie viele “Gleichgesinnte” wir  auf unserer Reise trafen. Unser nördlichstes Ziel war der Backpacker-Hotspot Cairns. Dort gingen wir am Great Barrier Reef schnorcheln, machten einen Tauchkurs und sammelten eine Menge schöner Erfahrungen, bevor das nächste große Erlebnis bevorstand – Bali!

Obwohl bereits im September die Nachrichten voll davon waren, dass der Vulkan Mount Agung in Bali Eruptionen gezeigt hatte, ließen wir uns davon nicht abschrecken. Als er einen Monat später immer noch nicht ausgebrochen war, erfüllten wir uns den Traum dann tatsächlich.

In Bali fühlten wir uns zunächst wie in einer anderen Welt. Die Architektur, der Geruch von Räucherstäbchen, der überall in der Luft liegt, und die ganze Kultur und Religion – alles unterscheidet sich sehr von Europa oder Australien. Wir reisten in den zehn Tagen, die wir vor Ort hatten, umher, mieteten uns mehrmals Roller und schauten uns verschiedene Strände und Tempel an. Auch der Vulkan ließ glücklicherweise zunächst nichts mehr von sich hören, allerdings hielt das Glück nur bis zu unserem letzten Tag an. Denn an diesem Morgen zeigte der Vulkan erneut Eruptionen, woraufhin wir in leichte Panik verfielen. Natürlich wussten wir nicht, wie man sich bei einer solchen drohenden Naturkatastrophe verhalten sollte. Die Balinesen blieben alle überraschend gelassen, es schien sich für sie um etwas “Normales” zu handeln. Wir aber blieben beunruhigt, da unzählige Flüge bereits gecancelled worden waren. Als wir uns innerlich schon damit abgefunden hatten, dass wir vermutlich für mehrere Tage in Bali festsitzen würden, erfuhren wir, dass unser Flugzeug den Flughafen doch noch als eines der letzten verlassen sollte. Auch wenn dieses einige Stunden Verspätung hatte, fiel uns ein Stein vom Herzen, als wir endlich in der Maschine saßen.

Unser Flug zurück nach Australien fühlte sich ein wenig an, als flöge man zurück nach Hause. Ich genoss in Cairns meine letzten Tage zusammen mit den Mädels, woraufhin ich mich dann schonmal mental bereit für meine nächste Reise machte. Diese sollte für mich mein erstes Abenteuer ganz alleine sein.

Das Ziel war Neuseeland und ich wollte die Zeit dort nutzen, um die Nordinsel zu erkunden.

Nachdem ich mir Auckland, den Startpunkt meines Trips, angesehen hatte, stürzte ich mich mit vielen anderen Backpackern in das Abenteuer.

Wir fuhren mit einem Bus nach Hot Water Beach, wo man mit einer Schaufel ein Loch in den Sand graben und sich die dünne Erdkruste Neuseelands zu Nutze machen kann. Das Wasser in diesen kleinen selbstgebauten “Badewannen” kann so warm sein, dass man sich teilweise daran verbrennt.

Von dort aus ging es weiter Richtung Süden bis zu der Stadt Wellington. Auf dem Weg dorthin erlebte ich eine Menge, wobei mir die wunderschöne Natur Neuseelands immer wieder die Sprache verschlug.

In Waitomo gingen wir in einer Glühwürmchenhöhle water raften, in der das Wasser zwar nur etwa zehn Grad Celsius hatte, man dafür aber mit einem einzigartigen Anblick belohnt wurde. Man konnte hunderte Glühwürmchen über sich bewundern, während man in einem Gummireifen liegend von der Strömung durch die Höhlen getrieben wurde.
Wir schliefen in Roturura in einem Maori-Dorf, in dem wir viel über die neuseeländischen Ureinwohner, deren Bräuche, Traditionen und Zeremonien erfuhren. Wir selbst durften ein Teil davon sein, was eine super interessante Erfahrung war und man vermutlich nicht mehr so schnell erleben wird.
Nach einer 20km-Wanderung über einen Vulkan in Taupo, dem Besichtigen verschiedener Wasserfälle und Geysire sowie einem Aufenthalt in einem Tal inmitten von grünen Hügeln, kann ich definitiv sagen, dass die Natur in Neuseeland sehr vielfältig und einfach atemberaubend ist.

Nach meiner Zeit dort bin ich zurück nach Brisbane geflogen, da mein Papa mich besuchen wollte. Unser Plan war es, den Rest des Südostens Australiens gemeinsam zu erkunden.

Wir machten einen Roadtrip von Brisbane über Byron Bay, Sydney und Melbourne bis hin zur Great Ocean Road und auch mein Papa verstand danach, was mich an diesem Land so fasziniert. Daraufhin verließ er mich auch schon wieder und ich hatte noch einige Tage alleine in Melbourne, wo ich mein erstes Weihnachten bei 25°C erlebte.

Damit war meine Reise dann auch schon so gut wie vorbei, da es am 25. Dezember zurück Richtung Deutschland ging. Allerdings legte ich über Silvester noch einen zehntägigen Stop in Dubai ein.

Ein richtiges Fazit über meine Reise kann ich schlecht ziehen. Aber was ich mit Gewissheit sagen kann ist, dass sich ein Auslandsaufenthalt auf jeden Fall lohnt, auch wenn es nur einige Monate sind wie bei mir.

Ich finde, dass man sich auf jeden Fall in das Abenteuer stürzen sollte, falls sich die Chance ergibt. Dabei ist es egal, ob dies direkt nach dem Schulabschluss ist oder später. Auch die Wahl des Landes, welches man sich zum Reisen und Leben aussucht, spielt dabei keine Rolle.

Die Tatsache, dass man ständig auf Backpacker trifft, die das Reisen genauso lieben wie man selbst, macht es zu einer sehr interessanten Erfahrung. Man kann sich so austauschen und neue Perspektiven gewinnen.

Man lernt sich selbst besser kennen und wird eigenständiger, was ich persönlich am meisten an den letzten Monaten geschätzt habe und wofür ich jetzt sehr dankbar bin.

Zur Person:

Ann-Kathrin Gräbe wurde in Korbach geboren, besuchte danach die Westwallschule und machte im Jahr 2017 an der Alten Landesschule ihr Abitur. Ann-Kathrin ist seit Anfang 2017 bei Network im Beitragsteam tätig.