Maschinen an Menschen und Kulturen anpssen: Patrick Heinemann von Essex Furukawa ist das Arbeiten im internationalen Umfeld gewohnt.

Patrick Heinemann, was hast du von der Arbeit im internationalen Team gelernt?

Für Essex Furukawa entwickelt und forscht der Elektroingenieur Patrick Heinemann rund um Drähte für Elektroautos. Neben der technischen Arbeit steht er dabei immer wieder vor kulturellen Herausforderungen. Welche das sind, erzählt der 29-jährige Diemelstädter im Interview.

 

Lieber Patrick, seit 2013 bist du bei Essex Furukawa in Bad Arolsen und arbeitest in der Forschung und Entwicklung. Wie kann man sich deine Arbeit vorstellen?

Ich beschäftige mich hauptsächlich mit Prüfsystemen für unsere Produkte – die werden weiterentwickelt, angepasst oder neue System programmiert und implementiert. Ein japanischer Kunde wollte zum Beispiel, dass der Draht, den das japanische Essex FurukawaWerk für ihn herstellt, noch genauer auf Fehlstellen überprüft wird. Unsere japanischen Kollegen wussten aber nicht, wie sie das neue Kameraprüfsystem in ihre Prozesse einbinden können. Deswegen fragten sie andere Niederlassungen an, ob jemand so etwas schonmal programmiert hat. Ich bin dann für drei Wochen ins japanische Werk gegangen, um das neue System dort zu programmieren. So ein Austausch funktioniert in alle Richtungen, denn jedes Werk stellt andere Produkte her. Wir in Arolsen beschäftigen uns mit Elektromobilität, genauso wie einige der Werke in Japan und Amerika. In Serbien werden überwiegend Standardprodukte für die Automobilbranche, Drähte für Pumpenhersteller oder ähnliches hergestellt.

 

Wie oft bist du für Projekte im Ausland?

2019 hatte ich 35 Dienstreisen, durch Corona dann 2020 nur eine am Anfang des Jahres. Gerade ergibt es sich das ganz gut, dass ich meistens für das und im Arolser Werk arbeite. Wir stellen auf Elektromobilität um und stellen derzeit unseren Maschinenpark darauf ein. Es wird viel entwickelt und geforscht – also genau mein Aufgabenfeld. Gerade haben wir zum Beispiel neue Produktionsöfen für Bauteile von Elektromotoren bekommen. Da bin ich am elektrischen Aufbau beteiligt, weil Verkabelung und Steuerung sehr komplex sind. Je nach Projekt arbeite ich aber überwiegend mit ausländischen Kollegen zusammen, denn auch im Werk in Arolsen sind japanische oder amerikanische Kollegen festangestellt. Der Austausch ist für alle Werke wichtig.

 

Bedeutet „Austausch“, dass Maschinen auf der ganzen Welt standardisiert werden?

Nein, das wäre aus meiner Sicht nicht immer vorteilhaft. Leute in anderen Ländern arbeiten ganz anders als wir Deutschen. – Damit meine ich nicht nur technische Standards, sondern vor allem die Arbeitskultur der Mitarbeiter. Die Grundfunktionen der Produktionsmaschinen sind zwar auf der ganzen Welt gleich, aber die Schnittstellen zu den Menschen, die die Maschine bedienen, müssen an die Region und ihre Kultur angepasst werden. So gehen alle internationalen Konzerne vor. Schau dir mal das Sortiment bei McDonald’s an. Das ist auch in jedem Land ein bisschen anders.

 

Gibt es in einem so globalen Arbeitsumfeld auch Schwierigkeiten?

Patrick Heinemann im Werk von Essex Furukawa in Bad ArolsenDie größte Herausforderung ist immer die Verständigung. Englisch war meine schlechteste Note in der Schule und trotzdem komme ich damit sehr gut klar. Oft sind meine Sprachkenntnisse besser als die der Japaner und im Notfall nutzen wir simultane Übersetzungsprogramme. Wichtiger ist es, dass man fremden Kulturen offen gegenübertritt. Was für uns kurios wirkt, ist in asiatischen Ländern vielleicht eine Selbstverständlichkeit.

Am Anfang habe ich als Deutscher zwei Fehler gemacht, aus denen ich viel lernen konnte: Ich habe eine passende Lösung erarbeitet und die dann einfach an ausländische Kollegen mit demselben Problem weitergegeben. Doch den anderen meine Lösung überzustülpen hat nicht funktioniert. Erst als ich die andere Seite mit einbezogen habe, haben sie die gemeinsame Lösung akzeptiert und mit Freude umgesetzt. Ein weiterer Fehler war, dass ich asiatischen Kollegen gegenüber direkt gesagt habe, was falsch läuft. Damit habe ich sie aber voll vor den Kopf gestoßen und es hat unseren Projektfortschritt zurückgeworfen.

Woran ich auch erst gewöhnen musste war, dass Japaner nie Zusagen machen, ohne vorher mit dem Vorgesetzten Rücksprache zu halten. In Deutschland habe ich als Projektleiter mehr Freiheiten und Entscheidungsgewalt. Da sind wir westlichen Länder etwas weiter, Mitarbeiter tragen mehr Verantwortung und werden weniger kontrolliert. Vor allem in der Entwicklungsabteilung sind Freiheiten sehr wichtig, denn man muss viel ausprobieren, auch mal neue Wege gehen und scheitern dürfen.

 

Findest du internationale Teams dann eher anstrengend?

Nein, da überwiegen die Vorteile, denn jedes Werk und jede Fachkraft hat andere Kompetenzen und voneinander zu lernen, ist viel Wert. Ich kann es auch jedem Berufseinsteiger nur empfehlen, Zeit im Ausland zu verbringen. Wer mutig und offen an die Sache herangeht, lernt sehr viel dazu.

Ich war immer wochenweise im Ausland und muss auch sagen, dass eine längere Zeit weg von der Heimat gerade nicht zu meinem Leben als Vater eines Kleinkinds passen würde. Vor einigen Jahren wäre ich da noch flexibler gewesen. Dafür mache ich gerade ein Fernstudium im Technologie- und Innovationsmanagement mit Fokus auf internationale Zusammenarbeit.

 

Viel Erfolg dabei!

Patrick Heinemann

Zur Person

PATRICK HEINEMANN

Jahrgang 1991

Ausgebildet wurde ich bei der Firma Fischer in Diemelstadt als Informationselektroniker

Studiert habe ich an der technischen Hochschule Ostwestfalen Lippe, Elektrotechnik mit der Spezialisierung Automatisierungstechnik

Aktuell arbeite ich als Elektroingenieur in der Entwicklungsabteilung bei der Essex Furukawa Magnet Wire Germany GmbH

Mein Zuhause und Heimat ist Diemelstadt, der nördlichste Zipfel in Waldeck Frankenberg

Mein Lieblingsort in Waldeck-Frankenberg ist die Aussichtsplattform auf der Quastholle. Von dem ehemaligen Nato Stützpunk hat man einen hervorragenden Rundblick der von Volkmarsen bis nach Westfalen reicht.