Niklas Behle

Niklas Behle, warum ist ein duales Studium nach der Ausbildung sinnvoll?

Seit fast zehn Jahren im Betrieb: Der 26-jährige Niklas Behle startete als Azubi, studierte dual und leitet heute eigene Projekte im Conti-Werk Korbach. Was ihn antreibt und wie er runterkommt, verrät der Hobbymusiker im Interview.

Lieber Niklas, du bist seit kurzem Business System Manager bei ContiTech in Korbach. Was machst du genau?

Meine Kolleg:innen und ich sind für die Projektkoordinierung am Standort zuständig. Wir stecken jetzt gerade auch in der Planung für nächstes Jahr, also die Strategie für das ContiTech-Werk. Dabei geht es viel um die Automatisierung von Arbeitsschritten und Verbesserung von Prozessen. Ich erstelle zum Beispiel Road Maps, um zu schauen, wann wir was machen und wie wir immer am besten aufgestellt sind.

Auch in deiner Bachelorarbeit hast du dich mit der Verbesserung eines Prozesses beschäftigt, richtig?

Genau. Die Umsetzung dieses Projekts in der Reifenproduktion leite ich immer noch. Es geht um ein fahrerloses Transportsystem für Paletten. Darauf bin ich durch ein Projektstudium in China gekommen. Im Conti-Werk in der chinesischen Millionenstadt Hefei habe ich 2018 sechs Wochen lang den Materialfluss analysiert und geguckt, was in unserem Werk in Korbach anders läuft und wo wir voneinander lernen können. Aber nebenbei war der Aufenthalt in China natürlich auch kulturell eine tolle Erfahrung für mich. Wie unterschiedlich die Lebensweise, die Sitten und das Essen dort sind, hat mich fasziniert. – Ich würde sofort wieder dorthin.

Du bist aber nicht erst als Student bei Conti gestartet, sondern schon als Azubi. Wie war dein Karriereweg?

Nach der Realschule habe ich eine Ausbildung bei Continental zum Industriekaufmann gemacht. Im zweiten Lehrjahr angefangen samstags noch die Fachoberschule in Frankenberg zu besuchen, um mein Fachabi parallel zu machen. Die berufsbegleitende FOS ging ein Jahr länger als die Ausbildung, also habe ich ein Jahr nach der Lehre bei Conti im Vertrieb und Marketing gearbeitet. Danach habe ich drei Jahre dual studiert: Wirtschaftsingenieurwesen, Fachrichtung Maschinenbau. Nach zwei Jahren als Industrial Engineering Consultant bin ich jetzt zu ContiTech gewechselt.

Mit Abi und direkt an die Uni wäre ich schneller gewesen. Aber ich fand es cool, die Ausbildung vorher gemacht zu haben, weil man dann noch einen besseren Einblick hat und mehr Bereiche genauer gesehen hat. Man kennt mehr Leute und weiß, wie der Laden läuft. Das hat mir Selbstsicherheit gegeben. Ich bin zwar noch jung, aber schon fast zehn Jahre bei Conti.

Was ist dein Tipp an Berufseinsteiger:innen?

Nimm an, was Kolleg:innen sagen. Und lass dich nicht so leicht unterkriegen. Das war bei mir im Studium immer wieder tricky: Ich sollte Ideen für Verbesserungen einbringen, doch es gibt natürlich immer mehr Gründe, die gegen diese Verbesserung sprechen, als die, die dafür sprechen. – Sonst hätten wir das ja auch schon lange so gemacht. Ansonsten: keine Angst vorm dualen Studium. Klar ist das mit Aufwand verbunden, aber keine Herkulesaufgabe, wenn man Bock darauf hat und engagiert ist. Ich fand es sehr angenehm, nicht nur weil ich die Firma schon kannte, sondern auch weil, ich in Blöcken drei Monate in der Uni und dann wieder drei Monate im Betrieb war. Man konnte sich immer auf eine Sache konzentrieren.

In deiner Freizeit konzentrierst du dich auf das Musikmachen. Du stehst mit Gitarre und selbst geschriebenen Indierock-Songs auf offenen Bühnen und auch auf dem Mittwochsmarkt in Korbach. Was bedeutet dir die Musik?

Wenn ich zuhause bin, nehme ich die Gitarre ganz automatisch in die Hand, weil ich damit super gut runterkomme. Ich schreibe auch selbst Lieder. Dabei kann ich kreativ werden, mich ein bisschen verwirklichen. Das ist ne coole Sache: Ich klimpere ein bisschen vor mich hin, ein paar Akkorde, bis sich ein Rhythmus ergibt, der mir gefällt. Und mit der Melodie im Kopf kommt dann Text dazu. Wenn ich im Flow bin, kann das ganz schnell gehen, vielleicht eine Viertelstunde, und das Grundgerüst ist fertig. Später sortiere ich: Was könnte der Refrain sein? Wo kann ich eine Bridge einbauen? Ein bisschen E-Gitarre dazu, ein kleines Riff und dann ist das rund. So sind schon um die 25 Lieder entstanden. Einige habe ich schon selbst produziert und auf Youtube hochgeladen. – Weitere werden noch folgen, dann auch auf Spotify.

Worum geht es in deinen Liedtexten?

Das ist vielseitig. Manchmal geht es klassisch um Beziehungen: wie sie beginnen oder wie sie enden. In „Poleposition“ geht es metaphorisch um einen Rennfahrer und in einem anderen darum, wie ein Astronaut vom Mond zurückkehrt.

Niklas Behle
Zur Person
NIKLAS BEHLE
Jahrgang 1995
Ich arbeite aktuell als Continental Business System Manager bei ContiTech in Korbach und parallel an meiner Musikkarriere
Ausgebildet wurde ich zum Industriekaufmann bei Continental in Korbach
Studiert habe ich dual Wirtschaftsingenieurwesen mit Fachrichtung Maschinenbau an der THM in Wetzlar
Mein Zuhause ist Korbach
Mein Lieblingsort in Waldeck-Frankenberg ist mein Heimatort Goddelsheim und das Marbecktal in Korbach