Familie Niederquell

Vom Vater zum Sohn: Die Tradition bleibt in der Familie Niederquell

Dr. Cyril Niederquell hat nicht nur die Familienwerte, sondern auch den Zahnarztberuf von seinem Vater, Dr. Friedrich Niederquell, übernommen. Sie haben sich jahrelang die Praxis Niederquell & Niederquell geteilt und das Lächeln multipliziert. Nun ist der Dr. Niederquell Senior offiziell im Ruhestand. Im Interview erzählen sie vom Generationsübergang und der Zusammenarbeit in der Familie.

 

Von Paula Miranda-Stracke

Lieber Friedrich, dein Sohn und du haben denselben Berufstraum geteilt: die Zahnmedizin. Hast du Werbung gemacht und ihn bei der Wahl beeinflusst oder hast du ihm diese Entscheidung überlassen?

Ich habe ihm die freie Wahl gelassen. Kinder haben oft ihre Eltern als Vorbilder. Deshalb denken viele, dass es selbstverständlich ist, in die Fußstapfen von Vater oder Mutter zu treten. In der Zahnmedizin ist das eher nicht der Fall. Viele Kinder von Zahnärzten sehen, dass ihre Eltern eine hohe Arbeitsbelastung haben und entscheiden sich für einen anderen Karriereweg. Das war bei vielen meiner Kollegen hier in der Region der Fall. Deswegen hatte ich nicht damit gerechnet, dass Cyril auch Zahnarzt werden wollte. Als er 16 Jahre alt war, habe ich meinen Sohn zu einigen Fortbildungen mitgenommen und Computersysteme in die Praxis eingeführt. Damals habe ich ihn um Hilfe gebeten und er war für mehrere Jahre bis zu seinem Abitur mein digitaler Assistent. Er hat in der Zeit viel von der Medizinbranche mitbekommen, aber es war nie meine Absicht, ihn zu beeinflussen.

 

Lieber Cyril, bitte erzähl uns aus deiner Sichtweise. Wann und wie hast du deinen Beruf gewählt?

Das Interesse für die Zahnmedizin kam tatsächlich durch die Fortbildungen zusammen mit meinem Vater im In- und Ausland. Während dieser Reisen, die mir Zugang zu Informationen und Kontakten ermöglichten, reifte für mich langsam die Perspektive, Zahnarzt zu werden. Zum Zeitpunkt meines Abiturs hatte ich die Entscheidung bereits getroffen: In Marburg an der Philipps-Universität Zahnmedizin zu studieren. Danach war ich während meiner Assistenzarztzeit als „Visiting Doctor“ an der Harvard University in den USA und bin anschließend für eine phantastische Stelle nach Hamburg gezogen.

 

Wie hat sich damals der Umzug deines Sohnes auf deine Pläne für die Praxis ausgewirkt, Friedrich?

Am Anfang habe ich mir keine Sorgen gemacht. Es war nicht das erste Mal, dass er von zu Hause wegzog. Er ist oft unterwegs gewesen, hat viele Zahnärzte kennengelernt und ein weltweites Netzwerk aufgebaut. Damals, als er so erfolgreich in einer großen Praxis in Hamburg gearbeitet hat und dort ebenso gut integriert war, habe ich schon mit dem Gedanken gespielt, mit dem Rest der Familie auch nach Hamburg zu ziehen. Es war eine Überraschung und ein sehr schöner Moment, als er plötzlich ankündigte, nach Korbach zurückzukommen, um die Praxis zu übernehmen.

 

Cyril, du hast dir in Hamburg ein Leben aufgebaut und hattest dort eine vielversprechende berufliche Perspektive. Wie kam es dazu, dass du dich trotzdem dafür entschieden hast, zurück nach Korbach zu kommen?

Meine Eltern haben mir schon früh gezeigt, wie ein harmonisches Zusammenleben und eine tolle Unternehmensentwicklung funktionieren können. Während der vier Jahre in Hamburg durfte ich ab und an als Urlaubsvertretung für meine Eltern in Korbach arbeiten. So konnte ich die Gelegenheit nutzen, um zu sehen, wie die Praxis funktioniert, wenn der Chef nicht da ist und wie ich mich in dieser Situation fühlen würde. Denn mir war und ist es wichtig, mein Leben und mein Unternehmen aktiv zu gestalten. Das hat auch meine Bindung zu den Patient:innen, Mitarbeiter:innen und die regionale Verwurzelung gestärkt, sowie meine Rückkehr beeinflusst.

 

Seit mehr als 40 Jahren steht Niederquell & Niederquell für Kompetenz, Qualität und Vertrauen. Wie hast du das geschafft, Friedrich?

Mit viel Mühe und Hingabe. Ich komme aus einer Familie, die nichts mit diesem Bereich zu tun hat. Ich bin auf einem Bauernhof in Adorf aufgewachsen und habe in Gießen Landwirtschaft studiert, bevor ich mein Studium als Zahnarzt abgeschlossen habe. Da ich schon immer mein eigenes Unternehmen gründen wollte, habe ich diese beiden Wünsche kombiniert. Meine Frau, die zwar nicht in der Branche tätig war, sondern Englisch und Französisch studiert hat, war von Anfang an als Praxismanagerin meine Unterstützung. Wir haben gemeinsam versucht, ein freundliches und vertrauensvolles Verhältnis zu den Patient:innen aufzubauen. Wir konzentrierten uns auf die Person und ihre Bedürfnisse. Das hat uns ausgezeichnet.

 

Cyril, dein Vater und du haben fast zehn Jahre lang zusammengearbeitet. Wie war das für dich?

Mein Vater war ein großes Vorbild und ich habe viel von ihm gelernt. Er war immer sehr aktiv bei Fortbildungskursen und interessierte sich für moderne Materialien und Maschinen. Die Praxis war technisch ständig auf dem neuesten Stand. Aber ich wollte ihn nie kopieren, sondern meinen eigenen Fußabdruck neben seinen setzen. Wir waren auch nicht immer einer Meinung und haben kontrovers diskutiert. Mein Führungsanspruch war oft auch Anlass für Meinungsverschiedenheiten. Diese konnten jedoch immer konstruktiv gelöst werden und wir beide haben uns menschlich dadurch weiterentwickelt. Die Kunst in der Übernahme eines Familienunternehmens ist, den Familienfrieden zu wahren! Das ist uns gelungen und darauf sind wir alle stolz.

 

Was sind die Vor- und Nachteile der Zusammenarbeit eines Familienbetriebs?

Einer der Vorteile ist das Vertrauen, das einander entgegengebracht wird und das von der Geburt an stark ausgeprägt ist. Wir können offen Ideen austauschen, die wir gegenüber Fremden oder Außenstehenden vielleicht zurückhalten würden. Auch wenn man im Urlaubs- oder Krankheitsfall nicht physisch im Unternehmen ist, kann man sich darauf verlassen, dass jemand da ist, der die notwendigen Entscheidungen trifft und alles weiterhin gut funktioniert. Andererseits kann dieses Vertrauen auch als Nachteil betrachtet werden. Veränderungsprozesse sind am Ende mühseliger und zeitaufwändiger, weil sie erst im Familienrat besprochen werden müssen. Wir sagen jedoch ganz klar, dass die Vorteile bei weitem überwiegen und wir sehr glücklich mit der Weiterentwicklung des Unternehmens sind.

Dr. Cyril Niederquell

Zur Person
Dr. CYRIL NIEDERQUELL MSc

Jahrgang 1982
Studiert habe ich in Marburg in der Uniklinik der Philipps Universität
Ich arbeite aktuell als Zahnarzt in meiner eigenen Praxis
Meine Heimat ist Deutschland und Frankreich
Mein Zuhause ist die Hansestadt Korbach
Mein Lieblingsort in Waldeck-Frankenberg ist der Ettelsberg (happy place)

Zur Person
Dr. FRIEDRICH NIEDERQUELL

Jahrgang 1947
Ausgebildet wurde ich in Minnesota: Landwirtschaftliches Praktikum
Studiert habe ich Landwirtschaft in Gießen und Zahnmedizin in Marburg
Ich arbeite aktuell nicht mehr als Zahnarzt, bin im Ruhestand
Meine Heimat ist das Waldecker Land
Mein Zuhause ist die schöne Kreisstadt Korbach
Meine Lieblingsorte in Waldeck-Frankenberg sind der Blick aus Osten über Adorf ins Waldecker Upland bis zum Ettelsberg und der Blick vom St. Muffert auf den Diemelsee

Dr. Friedrich Niederquell