Meine Heimat, mein Standort: Unternehmensgründung in Waldeck-Frankenberg

NETWORK: Was verbindest du mit deiner Heimat Waldeck-Frankenberg?

Knipschild: Man hat hier eine wirklich wunderbare Landschaft, die ich vor allem in meiner Freizeit sehr genieße um draußen Sport zu machen und mich zu entspannen. Also all das, was man in einer städtisch geprägten Region so nicht geboten bekommt.

NETWORK: Du hast Dich bereits während der Schulzeit mit deinem eigenen IT-Unternehmen selbständig gemacht. Gerne würden wir mehr zu deinem Unternehmensstart erfahren. Kannst du uns erzählen, wie alles angefangen hat?

Knipschild: Ich habe schon früh mit dem Programmieren begonnen, wobei ich das zunächst nur als Hobby betrieben habe. Irgendwann brachte mich dann ein Freund auf die Idee, damit Geldzuverdienen. Für diesen Freund habe ich dann zunächst Aufträge ausgeführt und war damit quasi als Subunternehmer tätig. Mit der Zeit verringerte sich jedoch unsere Zusammenarbeit und ich entschied mich dafür, mein eigenes Unternehmen zu gründen. Ich habe mich also selbst auf Kundensuche begeben und dann überwiegend Webpages für kleinere Unternehmen programmiert.

NETWORK: Wie war der Start für dich, war es einfach, dich im Berufsleben zurecht zu finden oder musstest du erst einmal viel Behördenkram erledigen?

Knipschild: Die Behördengänge sind ein wichtiger Punkt. Sich selbständig zu machen ist zunächst sehr einfach, kompliziert wird es erst im Laufe der Zeit. Mein erster Gang war der zur Stadt. Dort musste ich ein Formular ausfüllen, habe 20 Euro gezahlt und fertig war ich. Irgendwann kam dann Post vom Finanzamt und ich erhielt meine Steuernummer. Eigentlich hielt sich der bürokratische Aufwand damit am Anfang in Grenzen. Es hat jedoch nicht lange gedauert, bis auch andere Institutionen auf mich zu kamen, die aufgrund meiner Anmeldung ebenfalls Fragen an mich hatten. Es ging dabei um Sachen wie die Krankenkasse, aber auch die IHK und das Bauamt musste ich zufriedenstellen.

NETWORK: Daneben brauchtest du mit Sicherheit auch viele betriebswirtschaftliche Kenntnisse. Hast du dir diese eigenständig angeeignet oder hast du Freunde gehabt, die dir geholfen haben?

Knipschild: Das war eigentlich im Wesentlichen Learning by Doing, wobei mein Studium der Wirtschaftsinformatik eine gute Ergänzung dazu war. Ich hatte quasi die Praxis im eigenen Unternehmen und die Theorie an der Uni. Dennoch habe ich mir viel autodidaktisch aneignen müssen, wobei mir mit Sicherheit auch ein gewisses kaufmännisches Talent zugutekam.

NETWORK: Du hast dein Abitur amBeruflichen Gymnasium Korbach in der Fachrichtung Technik gemacht. Hat dir dies für deine berufliche Tätigkeit geholfen?

Knipschild: Das Berufliche Gymnasium hat zumindest die Basis geschaffen und mir ein gewisses technisches Grundverständnis gebracht. Ich habe mich zwar schon früh für Informatik interessiert und mich hobbymäßig mit dem Programmieren beschäftigt, aber keinesfalls war es so, dass ich schon vor der Schule alles gekonnt hätte.

NETWORK: Nach deinem Abitur stand dir ja eigentlich die ganze Welt offen. Was war der Grund, dass du dein Unternehmen dennoch gerade hier gegründet hast?

Knipschild: Da ich mir schon während meines Abiturs einen Kundenkreis aufgebaut habe und diesen noch ausbauen wollte, kam es für mich eigentlich nie in Betracht wegzugehen. Inzwischen sitzt meine Kundschaft allerdings nicht mehr nur in Waldeck-Frankenberg, sondern auch über die Grenzen des Landkreises hinaus. Natürlich habe ich die Entscheidung hier zu bleiben manchmal hinterfragt, aber aus der Rückschau eigentlich nie bereut.

NETWORK: Gibt es Faktoren, die dir besonders zugute kommen, profitierst Du beispielsweise von geringer Konkurrenz?

Knipschild: Das ist ein Punkt, über den ich schon viel nachgedacht habe. Wenn ich beispielsweise in das ‘Silicon Valley’ Deutschlands, Richtung Darmstadt, ziehen würde, hätte ich zwar größere Chancen auf neue Aufträge, aber auch wesentlich mehr Konkurrenz. Das war hier schon anders, mir kam gewissermaßen eine Monopolstellung zugute.

NETWORK: Während des Interviews sprichst du in Bezug auf deine Firma manchmal von „wir“. Meinst du damit andere Firmen oder hast du sogar schon Mitarbeiter?

Knipschild: Ja genau, ich habe bereits Mitarbeiter. Im Moment sind es drei, die ich auf Teilzeitbasis beschäftige: eine 450-Euro-Kraft und zwei Studenten, die größtenteils im Homeoffice arbeiten. Darüber hinaus greife ich auf ein Netzwerk von externen Unternehmern zurück, innerhalb dessen wir uns gegenseitig zuarbeiten.

NETWORK: Meinst du, du bist damit in der Region ausreichend vernetzt oder hältst du NETWORK für eine sinnvolle Initiative?

Knipschild: Aus meiner Sicht, und das ist nicht nur daher gesagt, rennt das Projekt offene Türen ein. Es besteht großer Bedarf an einem funktionierenden Austausch zwischen Leuten, die weggehen und ggf. zurückkehren möchten und denen, die schon im Landkreis berufstätig sind. So etwas bietet der Landkreis bisher nicht.

NETWORK: Kommen wir damit zu unserer abschließenden Frage: Welche drei Dinge würdest du dir für den Landkreis wünschen, was müsste für dich hier verbessert werden?

Knipschild: Aus meiner Sicht sollten Jungunternehmer mehr wahrgenommen werden. Da liegt meines Erachtens die Zukunft der Region. Außerdem würde ich mir wünschen, dass die Korbacher Fußgängerzone wieder lebendiger gestaltet wird und unsere Landschaft so schön bleibt, wie sie ist.

NETWORK: René Knipschild, wir danken dir vielmals für das Interview.

René Knipschild hat der Veröffentlichung dieses Interviews zugestimmt und sämtliche Rechte daran an NETWORK waldeck|frankenberg abgetreten. Eine anderweitige Verbreitung oder Verwendung obiger Inhalte ist nur nach schriftlicher Genehmigung gestattet.

Zur Person:

René Knipschild absolvierte im Jahr 2010 das Abitur am Beruflichen Gymnasium Korbach. Schon während seiner Schulzeit begann er mit dem Programmieren und gründete 2008 sein eigenes Software-Unternehmen. Seit dem ist er ins besondere auf Individualsoftware-Entwicklung spezialisiert und wurde in diesem Zusammenhang bereits zweifach mit dem Innovationspreis-IT der Initiative Mittelstand ausgezeichnet. Neben seiner Berufstätigkeit studiert er Wirtschaftsinformatik an der Fern-Universität Hagen und ist Vorstandsmitglied bei den Wirtschaftsjunioren Waldeck-Frankenberg.

www.reneknipschild.net