Martin Knoche

Martin Knoche, wie verbindest du Landwirtschaft und Karriere?

Die Landwirtschaft ist seine Leidenschaft und sein Traumberuf. Trotzdem hat der Mechatronik-Ingenieur Martin Knoche jahrelang mehr Zeit im Hörsaal als auf dem Trecker verbracht. Wie ihn das weiter brachte und was er an seinem eher Schreibtisch-lastigen Job schätzt, erzählt der 28-Jährige im Interview.


Lieber Martin, du hast gerade deine Masterarbeit im Fach Mechatronik abgegeben. Worum ging es dabei?

Genau, die habe ich in Zusammenarbeit mit Weidemann geschrieben und bin auch erleichtert, dass die Doppelbelastung von Uni und Arbeit jetzt erstmal vorbei ist. In der Thesis ging es im weitesten Sinn um automatisiertes Fahren im Bereich der Arbeitsmaschinen. Bau- und Landmaschinen wie Radlader und Teleskoplader sollen für den Nutzer möglichst effizient und komfortabel gestaltet werden. Automatisierte Assistenzsysteme sind da in Zukunft gefragt und ich habe mich mit deren Vorentwicklung beschäftigt. Konkrete Inhalte unterliegen aber der Geheimhaltungspflicht.

 

Nach dem Abi hast du erstmal eine Ausbildung zum Mechatroniker gemacht. Dabei hattest du als Kind mal einen anderen Traumberuf, richtig?

Genau. Als ich jünger war, wollte ich immer den landwirtschaftlichen Betrieb meiner Eltern übernehmen. Da der Hof aber schon Jahre vorher von einem Vollerwerbsbetrieb auf einen Nebenerwerbsbetrieb mit reinem Ackerbau umgestellt wurde, hätte mein beruflicher Einstieg enorme Investitionen erfordert. Aus diesem Grund habe ich einen anderen Ausbildungsweg vorgezogen, den ursprünglichen Wunsch Landwirt zu werden aber nie aufgegeben. 2022 will ich in einem Lehrgang an der Abendschule meine Ausbildung zum Landwirt beginnen. – Angemeldet bin ich schon.

Bei einer Jobmesse und beim Kamingespräch stellte Martin Knoche den ersten Kontakt zu seinem späteren Arbeitgeber Weidemann her.

Martin Knoche kam bei einer Jobmesse und beim Kamingespräch mit seinem späteren Arbeitgeber in Kontakt.

War die Ausbildung dann nur eine Zweitwahl?

Nein, das würde ich nicht sagen. Es war schon eine bewusste Entscheidung. Landtechnik geht ja mit der Landwirtschaft einher und ich fand es schon immer faszinierend, wie die elektrischen, elektronischen und mechanischen Komponenten zusammenspielen. Praktische Arbeit macht mir auch viel Spaß, da lag eine technische Ausbildung vor dem Studium auf der Hand. Da ich andere Ecken des Landkreises kennenlernen und in einem modernen und zukunftsweisenden Unternehmen arbeiten wollte, konnte ich zum Glück bei der Firma Viessmann meine Lehre zum Mechatroniker machen.

 

Mit dem Fach Mechatronik hast du dich zwar für einen praktischen Studiengang entschieden, aber Bachelor und Master nicht dual gemacht. Würdest du Studienanfängern empfehlen das genauso zu machen?

Das würde ich nicht pauschal empfehlen, da wahrscheinlich jeder der beiden Wege seine Vorteile hat und einem fürs Studium auch unterschiedliche Dinge wichtig sein können. Der Vorteil an einem Studium in Vollzeit ist, dass du die Freiheit hast selbst über die gewählten Fächer zu entscheiden, während sich im dualen System wahrscheinlich häufig an den Interessen des Unternehmens orientiert wird. So hatte ich im Master nochmal die Möglichkeit ein paar Fächer im Bereich Maschinelles Lernen zu belegen. Der Nachteil ist natürlich, dass man sich selbst um seine finanziellen Mittel kümmern muss. In meinem Fall habe ich erst einige Stunden und später im Master eine halbe Stelle neben dem Studium gearbeitet. Da musste ich meine Zeit auch gut planen und leider in vielen Bereichen etwas zurückstecken. Bei einem dualen System ist das alles geregelt und eine Struktur vorgegeben, was einem vielleicht auch Stress nehmen kann. Weiterhin ist ein Studium mit nebenbei Arbeiten wohl immer irgendwo eine Belastung und jeder muss anhand seiner privaten und persönlichen Umstände und Eigenschaften schauen, was das Richtige für einen ist.

 

Deinen jetzigen Arbeitgeber hast du schon während des Studiums gefunden. Wie lief deine Jobsuche ab?  

Da Weidemann DER Hersteller für Landmaschinen im näheren Umkreis ist, war für mich schnell klar, dass ich die Firma als potenziellen Arbeitgeber ins Auge fasse. Persönlichen Kontakt konnte ich auf einer Messe und später bei einem Kamingespräch von Network herstellen. 2016 habe ich an einem Design Thinking-Workshop bei Weidemann teilgenommen. Mein Team hatte die Aufgabe einen Kabinenprüfstand für die Produktion zu entwerfen, mit dem schnell festgestellt werden kann, ob Probleme im Kabelbaum der Kabine vorliegen. Im Anschluss wurden die Ergebnisse präsentiert und es gab ein direktes Feedback durch die Geschäftsführung. – Nebenbei bekam ich tiefere Einblicke in das Unternehmen und entschied mich für ein Praktikum in der technischen Entwicklung für Antriebstechnik.

Dabei unterstütze ich die Entwickler im Bereich Elektrik und Elektronik. Ich habe z.B. kleine Programme geschrieben und Prüfeinrichtungen zur Validierung der Maschinensysteme gebaut. Dadurch konnte ich viel über die Abläufe im Unternehmen und den Aufbau der Maschinen lernen, was ich auch heute noch als positiv ansehe. Dies führte im Endeffekt dazu, dass ich seitdem in diesem Bereich tätig bin und sowohl meine Bachelor- also auch meine Masterarbeit im Unternehmen schreiben konnte. Für so ein Praktikum sollte man sich jedoch schon ein paar Wochen Zeit nehmen, um wirklich vernünftige Einblicke in den Beruf zu bekommen und herauszufinden, ob der Bereich etwas für einen ist.

 

Wie sieht dein derzeitiger Arbeitsalltag aus?

Zurzeit bin ich in der Spezifikation von elektronischen Komponenten und Software, sowie der Entwicklung von Diagnosesoftware eingesetzt. Zusätzlich betreue ich eine Abschlussarbeit.

Bei unserer Arbeit als Entwickler ist es wichtig, dass in der fertigen Maschine die vielen verschiedenen Komponenten harmonisch zusammenarbeiten. Hierzu muss genau definiert werden, was die Komponenten zu leisten haben und wie sie funktionieren sollen, um aus der Vielzahl an Teilen einen funktionierenden „Weidemann“ entstehen zu lassen. Teamwork bedeutet dabei interdisziplinär zusammenzuarbeiten, sich mit anderen Abteilungen auszutauschen und mit Zulieferern in Kontakt zu stehen. Mit ausländischen Firmen oft auch in Englisch.

Ich bin froh, dass ich bei meiner Arbeit an vielen verschiedenen Baugruppen der Maschinen tätig bin. So lerne ich die Maschine als Ganzes kennen. Klar, ein großer Teil der Arbeit spielt sich am Schreibtisch ab, aber es gibt auch Zeiten, in denen man an der Maschine ist und analysiert, umgesetzte Komponenten und Software bewertet und versucht noch bestehende Probleme zu finden und zu beseitigen. Besonders freue ich mich hierbei darauf, die fertigen Maschinen auf der Agritechnica zu sehen. Das man selbst einen Teil dazu beigetragen hat, macht einen schon ein bisschen stolz.

Als Ausgleich zur Büroarbeit habe ich – neben Freizeit und Vereinen – auch noch die Arbeit auf dem Hof. Besonders im Sommer und in der Erntezeit gibt es da viel zu tun. Hier bin ich froh, dass mir die Firma aufgrund ihres landwirtschaftlichen Hintergrundes entgegenkommt und Verständnis zeigt, wenn ich mal früher gehen muss oder Urlaub brauche.

Danke für das Gespräch und bald eine entspannte Erntezeit!

Martin Knoche

Zur Person

MARTIN KNOCHE

Jahrgang 1991

Ich arbeite als Ingenieur bei Weidemann in Korbach

Ich habe studiert Mechatronik in Friedberg und Kassel

Mein Zuhause ist aktuell Nieder-Ense

Meine Heimat ist Nieder-Ense

Mein Lieblingsort in Waldeck-Frankenberg ist unser kleiner Teich mit Bauwagen

Das mache ich sonst noch Landwirtschaft, Sport, Stellvertretender Wehrführer in der Feuerwehr, Ortsbeirat und Heimwerkern