Erasmus für Azubis: von Waldeck-Frankenberg nach Island

Erasmus ist nur etwas für Studenten? Falsch gedacht! Auch Auszubildende können über das von der EU geförderte Programm auf Expedition in die Ferne gehen. So zum Beispiel bei der Firma Veltum, die ihre Azubis nach Norwegen, Spanien – und bald auch Island schickt.

Es ist der Traum für viele junge Leute: Einmal für ein paar Wochen oder Monate im Ausland sein und das Leben abseits der Viersternehotels kennenlernen. Doch insbesondere für Azubis lässt sich dieser Traum schwer erfüllen. Denn anders als im Studium, wo Auslandssemester mittlerweile schon zum Standard gehören und fester Teil der Studienordnung sind, ist dieses Vorhaben bei Ausbildungen im Betrieb oft schwer umzusetzen. Aber es ist nicht unmöglich.

 

Von Schottland bis Italien

So schickt die Firma Veltum aus Sachsenhausen regelmäßig Auszubildende für ein mehrwöchiges Praktikum ins Ausland. „Das ist ein Bonbon für unsere besten Auszubildenden“, sagt Ausbildungsleiter Thomas Relke. Das Praktikum findet in der Regel zum Ende des zweiten beziehungsweise Anfang des dritten Lehrjahres statt, wenn die Zwischenprüfungen gemeistert sind, aber die Vorbereitung für die Abschlussprüfung noch nicht begonnen hat. Finanziell wird das Praktikum von der EU gefördert sowie der Firma Veltum unterstützt.

Auf der Liste des Unternehmens stehen verschiedene Länder wie Schottland, Norwegen, Italien, Österreich oder auch Spanien. Im kommenden Jahr soll außerdem Island dazukommen, denn dort gibt es nicht nur eine einzigartige Natur, sondern auch aus unternehmerischer Sicht viel zu entdecken.

Denn die Insel im Norden Europas ist führend im Bereich Geothermie. Ein Feld, in dem auch Veltum aktiv ist. Anders als hier reicht die Energie dort aber nicht nur für einzelne Häuser aus. In Island werden ganze Städte durch Geothermie beheizt, sodass die Azubis dort viel über die Möglichkeiten dieser Technik lernen können. Zusammen mit seiner Kollegin Lena Schmidt war Thomas Relke vor einigen Wochen selbst vor Ort, um die Möglichkeiten von Geothermie, aber auch das dortige Ausbildungssystem näher kennenzulernen.

 

Charakterbildung und Verantwortung

Das unterscheidet sich in einigen Punkten nämlich deutlich von den mitunter starren Strukturen in Deutschland. „Island setzt bei der Ausbildung stärker auf projektbezogenes Lernen

und weniger auf Frontalunterricht“, sagt Relke. Neben diesen strukturellen Unterschieden profitieren die Teilnehmer bei ihren mehrwöchigen Auslandsabenteuern aber noch von weiteren Dingen. „Wir merken, dass unsere Azubis danach viel selbstständiger und verantwortungsbewusster sind“, berichtet Lena Schmidt. Denn weit weg von Familien und Freunden Leben und Arbeit zu organisieren ist erst einmal eine große Herausforderung. Doch nicht unlösbar, wie die Erfahrung von Lena Schmidt zeigt: „Wir haben bislang nur positives Feedback bekommen“, erzählt sie. Das zeige sich insbesondere in der Präsentation, die sie nach Ende ihres Aufenthaltes über ihr Praktikum halten müssen.

Von dieser charakterlichen Entwicklung profitiert am Ende aber auch Veltum selbst, da es den Absolventen mehr Verantwortung in der täglichen Arbeit übertragen kann. „Es ist eine Win-win-Situation für alle Beteiligten“, fasst Thomas Relke zusammen.