Andreas Briehl (Foto: Jara Lenz)

Andreas Briehl, wie wird eine Stadt und ihre Verwaltung digitaler?

Korbach will smarter werden. Das verkündete Bürgermeister Klaus Friedrich als er die Parkscheine für’s Smartphone vorstellte. Was Stadt und Bürger noch erwartet, verrät der Digitalisierungsbeauftragte Andreas Briehl.

 

Lieber Andreas, nach elf Jahren in Kassel bist du in die Heimat zurückgekehrt. Wie war das für dich?

Mein Plan war es schon lange, in einer Verwaltung in meiner Heimat zu arbeiten und dort mein Know-How einzubringen. Aber erstmal wollte ich in deutlich größeren Verwaltungen nach dem Studium Erfahrungen sammeln. Ich habe in Kassel studiert, bei einer Bundesbehörde mit rund 6.500 Mitarbeitern und vier Jahre in der Organisation der Stadtverwaltung Kassel gearbeitet. Als die neugeschaffene Stelle als Digitalisierungsbeauftragter in Korbach ausgeschrieben wurde, war das die perfekte Gelegenheit für mich. Seit April bin ich wieder in der Heimat.

 

Was genau sind deine Aufgaben als Digitalisierungsbeauftragter?

Es dreht sich viel um Prozess- und Projektmanagement. Ich sorge dafür Abläufe hier in der Verwaltung zu optimieren und sie effizienter zu machen. Das funktioniert nur in enger Zusammenarbeit mit den Mitarbeitern, sie sind die Experten und wissen worauf es ankommt. Etwa 60 Prozent meiner Arbeitszeit verbringe ich mit Menschen in Workshops oder Meetings, in der Regel immer IT-gestützt. In den Workshops nutzen wir oft moderne und agile Ansätze, wie bspw. den Service-Design Gedanken. Diese Methoden sind in Verwaltungen bisher noch nicht so weit verbreitet.

Ich helfe bei den großen und kleinen digitalen Problemen und schaue, wo sich etwas verbessern und vereinfachen lässt. Dafür muss ich natürlich auch immer wissen, was es gerade Neues rund um die Digitalisierung gibt und nehme daher selbst regelmäßig an Workshops teil.

 

Das klingt ähnlich wie die Aufgaben eines externen Unternehmensberaters.

Ja, das ist schon ähnlich. Nur, dass ich direkt an der Basis anpacke, wir gemeinsam Lösungswege entwickeln und ich die Mitarbeiter dann nicht mit der Umsetzung allein lasse, sondern dabei begleite, Ergebnisse evaluiere und falls nötig anpasse.

 

Sicher ist es nicht immer leicht, den eigenen Kollegen zu erklären, dass ihre altbekannten Prozesse jetzt über den Haufen geworfen werden und sie neue Wege kennenlernen sollen. Bekommst du auch Gegenwind?Andreas Briehl (Foto: Jara Lenz)

Das stimmt. Menschen tun sich erfahrungsgemäß anfangs in vielen Lebenslagen mit Veränderungen schwer. Das ist normal und da darf ich mir Unmut anderer nicht zu Herzen nehmen. Veränderung ist immer etwas unbequem. Wir versuchen immer alle zu erreichen und auf die neuen Wege mitzunehmen, meistens gelingt das auch. Erstaunlich ist aber, dass Berufseinsteiger oft nicht optimal auf digitale Herausforderungen vorbereitet sind.

 

Dabei gilt doch die jüngere Generation als viel technik- und veränderungsaffiner. Woher kommt das?

Die Berufsschulen haben meiner Meinung nach noch nicht erkannt, dass man auch in der Bildung mehr auf Digitalisierung setzen muss. Deswegen öffnen sich Verwaltungen zunehmend auch für Quereinsteiger, die digitale Kompetenzen mitbringen, die Schulen und Unis nicht lehren. Wer Motivation und Lust auf Veränderungen mitbringt, der kann etwas bewegen. Klar sind manche Teile der Verwaltungsarbeit nicht immer spannend und innovativ, aber das gibt es in Unternehmen auch. Man braucht halt einen langen Atem, um eigene, frische Ideen umzusetzen. Wer davon überzeugt ist und sich neben Schule oder Uni selbstständig weiterentwickelt hat, ist in jeder Verwaltung gerne gesehen.

 

Du bist auch verantwortlich für die Digitalisierung, die Bürger betrifft. Was steht da in nächster Zeit auf der Agenda?

Wir haben gerade einige Antragsleistungen komplett digitalisiert und ePayment eingeführt, dass ermöglicht die Zahlung mit Paypal und Co. Die Bürger können sich zukünftig viele Wege in das Rathaus sparen und ihre Anträge bequem online vom Sofa aus stellen.

Wir arbeiten derzeit an der Weiterentwicklung einer digitalen Akte für die gesamte Verwaltung. Davon profitieren auch die Bürger. Wir wollen digital erzeugte Dokumente und Daten in digitaler Form weiternutzen. Der Bürger bekommt die Möglichkeit, Mitteilungen, Post und Bescheide der Verwaltung zukünftig rechtssicher online übermittelt zu bekommen. Wir werden unser Onlineangebot stetig ausweiten, u. a. ein komplett digitalisiertes und selbst entwickeltes Bewerbungsverfahren, beschäftigen uns intensiv mit der Breitbandversorgung in Korbach, prüfen weitere „Smart-City-Ansätze“ und werden versuchen, die Bürger stärker digital zu beteiligen.

 

Danke für den Einblick, Andreas! 

Andreas Briehl (Foto: Jara Lenz)

Zur Person

ANDREAS BRIEHL

Jahrgang 1986

Ich arbeite aktuell bei der Stadtverwaltung Kreis- und Hansestadt Korbach

Ausgebildet wurde ich beim Landkreis Waldeck-Frankenberg

Studiert habe ich an der Hochschule des Bundes für öffentliche Verwaltung

Mein Zuhause ist aktuell Korbach, Nieder-Ense

Meine Heimat ist Nieder-Ense

Meinen Lieblingsort in Waldeck-Frankenberg entdecken wir jeden Sonntag neu – bei spontanen Ausflügen ohne ein festes Ziel