Unternehmensnachfolge: Ein Gespräch über die Chancen und Risiken

 

NETWORK: Du hast vor kurzem dein Studium abgeschlossen. Wie ging es danach für dich weiter?

Jannik: Mein Abschluss war im November 2014. Zunächst habe ich danach für ein halbes Jahr in Dresden bei einem Großhandelsunternehmen an der Umstrukturierung von zwei Haustechnik Fachcentern gearbeitet. Nach dem Abschluss dieser Projekte wurde mir ein Wechsel in den Vertrieb angeboten. Für mich war jedoch klar, dass ich nicht im Vertrieb arbeiten wollte. Ich habe mich daher bewusst dagegen entschieden und stattdessen nach einer neuen Herausforderung gesucht. Seit dem 1. Mai 2015 bin ich jetzt bei unserem Familienbetrieb tätig.

NETWORK: Stand zum Zeit- punkt deiner Entscheidung bereits fest, dass du im Betrieb deiner Eltern arbeiten könntest?

Jannik: Nein, das war so eigentlich nicht geplant. Als ich mich gegen den Job in Dresden entschied, hatte ich noch keine sichere Stelle bei Veltum. Die Möglichkeit ergab sich erst im Gespräch mit meinen Eltern. Als ich erzählte, dass ich mir auch vorstellen könnte für eine gewisse Zeit bei uns im Betrieb zu arbeiten, bot mir mein Vater an, dass ich mich insbesondere um Organisation und den Neubau kümmern könnte.

NETWORK: Wie ist deine weitere Planung, bleibst du ab jetzt dauerhaft bei Veltum oder zieht es dich nochmal fort?

Jannik: Momentan bin ich noch mit der Restabwicklung des Neubaus beschäftigt. Ger- ne würde ich mich auch noch um die datentechnische Umstrukturierung unseres Lagers kümmern. Dauerhaft binden möchte ich mich jedoch noch nicht. Mir ist es wichtig Erfahrung zu sammeln und auch andere Betriebe kennenzulernen. Ab Mitte April beginne ich ein Praktikum bei einem unserer Zulieferfirmen in Dortmund. Danach würde ich dann gerne noch einen wirtschaftsbezogenen Masterstudiengang absolvieren. In fünf Jahren könnte ich mir eine Rückkehr zu Veltum aber gut vorstellen.

NETWORK: Die Übernahme einer eigenen Firma und ein garantierter Arbeitsplatz sind für viele Studienabsolventen mit Sicherheit eine Traumvorstellung. Siehst du das auch so oder gibt es Nachteile?

Jannik: Der Gedanke, dass ich die Firma meiner Familie einmal fortführen könnte, ist für mich persönlich eine Traumvorstellung, das stimmt. Ich habe eine starke Verbundenheit zu Veltum und das Unternehmen liegt mir sehr am Herzen. Die Vorteile bringen aber auch Nachteile mit sich. Ich sehe bei meinen Eltern, dass die Führung eines Unternehmens viele Verpfichtungen mit sich bringt, geregelte Arbeitszeiten sind da nicht immer drin. Dennoch würde ich mich diesen Herausforderungen gerne stellen.

NETWORK: Das Unternehmen Veltum wächst stetig und ist wahrscheinlich jedem im Landkreis ein Begriff. Das war in deinem Studienort vermutlich anders, oder?

Jannik: Genau, Veltum kannte dort keiner. Allerdings habe ich sehr oft von unserer Firma erzählt. Mit drei meiner Kommilitonen habe ich sogar mal eine Projektarbeit über Veltum geschrieben. Die Jungs haben damals nicht damit gerechnet, dass ein Handwerksbetrieb so breit aufgestellt sein kann. Auch von unserer Region und den zahlreichen Sport und Frei- zeitmöglichkeiten waren sie begeistert. Meine Freunde kamen daher gerne wieder und kom- men auch heute immernoch.

NETWORK: Hast du während des Studiums dennoch mit dem Gedanken gespielt, dich anderswo niederzulassen?

Jannik: Nein, eigentlich nicht. Zu Lernzwecken ja, aber nicht dauerhaft. Viele meiner Freunde wohnen hier und ich hänge an der Region.

NETWORK: Was macht den Landkreis Waldeck-Frankenberg für dich so attraktiv?

Jannik: Das ist zum einen das tolle Freizeitangebot und die Nähe zum Edersee. Im Vergleich zu Mosbach, das auch relativ ländlich ist, gibt es hier deutlich mehr Möglichkeiten. Wenn man ein bisschen Fahrzeit auf sich nimmt, kann man in unserem Landkreis sehr viel machen. Zum anderen sind es aber auch meine Freunde und das soziale Umfeld, das ich hier habe.

NETWORK: Welche Chancen und Risiken siehst du für deine Zukunft in der Region?

Jannik: Ein Risiko, zumindest für unser Unternehmen,ist die schlechte Internetanbindung. Die geringe Übertragungsrate schränkt uns ein und gerade im Hinblick auf cloudbasiertes Arbeiten stößt man schnell an Grenzen. Für dieses Problem arbeiten wir derzeit an einer Lösung.

NETWORK: Ausgenommen von schnellerem Internet, was würdest du dir wünschen, um dein Leben in Waldeck-Frankenberg noch lebenswerter zu machen?

Jannik: Ich würde mich über eine Gastronomie im Ort freuen, die ein bisschen jungendlicher ausgerichtet ist. Mir fehlt es an einem Ort für das Feierabendbier mit meinen Freunden.

NETWORK: Jannik, vielen Dank für das Gespräch!

Jannik Veltum hat der Veröffentlichung dieses Interviews zugestimmt und sämtliche Rechte daran an NETWORK waldeck|frankenberg GbR abgetreten. Eine anderweitige Verbreitung oder Verwendung obiger Inhalte ist nur nach schriftlicher Genehmigung gestattet.

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Zur Person:

Jannik Veltum, Jahrgang 1991, machte 2011 sein Abitur am Beruflichen Gymnasium Korbach. Im Anschluss daran begann er ein duales Studium im Bereich BWL – Handel – Branchenhan- del Bau, Haustechnik, Elektro an der DHBW Mosbach, welches er 2014 mit dem Bachelor of Arts abschloss. Nach seinem Studium arbeitete er zunächst bei einem Großhandelsunternehmen in Dresden. Seit dem 1. Mai 2015 ist er bei der Veltum GmbH, dem Familienbetrieb seiner Eltern, tätig.

www.veltum.de