Prof. Dr. Philipp Sandner, welche Blockchain-Basics brauchen zukunftsfähige Unternehmen?

Prof. Dr. Philipp Sandner leitet das Blockchain-Center an der Frankfurt School of Finance and Management. Bei der Digitalreise zeigte er den Teilnehmern, welche Anwendungen in Zukunft Blockchain basiert laufen können. Im Interview verrät er, wie sich Berufseinsteiger, Angestellte und Unternehmer mit der Technologie vertraut machen können.

 

Network: Herr Sandner, welche Schnittpunkte haben kleine und mittlere Unternehmen mit der Blockchain-Technologie?

P. Sandner: Die Blockchain bietet für Unternehmen eine immense Chance. Das betrifft besonders den Bereich Finance, aber auch alle anderen Bereiche, die von der digitalen Transformation betroffen sind. Zum Beispiel auch den produzierenden Mittelstand: Hier wird es bald Maschinen geben, die über die Blockchain an den Zahlungsvorgang angeschlossen sind, also selbst Zahlungen auslösen können, „pay per use“ nennt man das. Oder Maschinen die via Blockchain direkt am Leasinggeschäft beteiligt sind. Andere Anwendungsgebiete sind autonomes Fahren, die Logistik, das Suppy-Chain-Management und viele weitere. Aber spätestens, wenn der Euro auf die Blockchain kommt, betrifft das Thema sowieso jede Firma.

 

Network: Klingt noch ein bisschen nach Zukunftsmusik. Wie lange wird es dauern, bis die Blockchain wirklich in aller Munde – und in aller Unternehmen – ist?

P. Sandner: Das ist gar nicht mehr weit weg: Ich würde schätzen ungefähr drei Jahre.

Die Bundesregierung hat im September eine richtungsweisende Strategie verabschiedet. Die Börse Stuttgart startet Bitcoin-Handel für institutionelle Investoren und Bitcoin-ETN wird an deutschen Börsen (u.a. XETRA) gelistet. Aber das ist eine weltweite Bewegung: China will in einigen Monaten sein Bargeld auf die Blockchain bringen. Daran sieht man, dass die Zeit reif ist!

 

Network: Wie sollten sich Unternehmen jetzt darauf einstellen?

P. Sandner: Ich kann nur jedem Unternehmer dazu raten, sich selbst mit dem Thema Blockchain zu beschäftigen. Sich einlesen und mit Seminaren – offline oder online – weiterzubilden. Ja, es dauert eine ganze Weile, bis man das Thema verstanden hat, aber es lohnt sich und ist sinnvoller, als die Bildung extern ins Unternehmen „einzukaufen“. Gleiches gilt für Mitarbeiter, auch in deren Weiterbildung sollte investiert werden.

Mit „smart contracts“ sollte man sich auf jeden Fall beschäftigen, denn so wird die Wirtschaft in Zukunft abgebildet. Das können auch Arbeitnehmer als große Chance verstehen: Wer sich jetzt mit der Blockchain auskennt, hat in den nächsten 30 Jahren einen sicheren Job und ist vor der Welle eingestiegen, anstatt anderen hinterherzulaufen.

 

Network: Macht mich nur ein Informatikstudium zum Blockchain-Experten?

P. Sandner: Nein, das geht auch ohne Informatikstudium. Wer Interesse an der Blockchain-Technologie hat, sollte nicht warten, bis die Uni einem etwas beibringt, denn das kann unter Umständen noch lange dauern. Im Selbststudium kommt man weiter.

 

Network: Das klingt super. Aber wo fange ich da an?

P. Sandner: Ganz klassisch mit Lesen und Seminare besuchen. Auch das Internet bietet viel dazu: Zusammen mit einem Kollegen habe ich ein Konzept entwickelt, mit dem sich jeder die notwendigen Kenntnisse zur Blockchain in zehn Arbeitstagen beibringen kann. Von btc-Echo und unserem Institut gibt es außerdem einen kostenpflichtigen E-Kurs zu den Blockchain Basics. Das hilft zumindest den Einstieg zu schaffen und die Schlüsselworte zu verstehen und sich einzuprägen.

Zur Person

Prof. Dr. Philipp Sandner leitet das Frankfurt School Blockchain Center an der Frankfurt School of Finance & Management. Bei der Digitalreise von Network im Oktober 2019 hielt er einen Vortrag zum Thema Anwendungsbereiche der Blockchain-Technologie.

Die Frankfurter Allgemeine Zeitung führte Sandner 2018 als einen der „Top 30“ Ökonomen Deutschlands auf. Weiterhin gehört er laut Capital Magazin zu den „Top 40 unter 40“. Zu seinen Themengebieten gehören Blockchain, Crypto Assets, Distributed Ledger Technology (DLT), Euro-on-Ledger, Initial Coin Offerings (ICOs), Security Tokens (STOs), Digitalisierung und Entrepreneurship.

Foto: Frankfurt School of Finance & Management