Betriebliches Gesundheitsmanagement - Ein Blick in die Praxis

NETWORK: Ein bekanntes Sprichwort sagt, ein gesunder Geist lebt in einem gesunden Körper. Könnte man übertragen sagen, ein gutes Unternehmen lebt von gesunden Mitarbeitern?

Dominik: Die Beziehung zwischen Arbeit und Gesundheit spielt eine zentrale Rolle in unserem Leben. Themen wie Work-Life-Balance oder Burn-out sind gerade ziemlich präsent und wirken sich auch auf Unternehmen aus. Ein gesunder Mitarbeiter ist grundsätzlich zufriedener und erbringt bessere Leistungen, als ein kranker Mitarbeiter. Andererseits ist ein gesundes Unternehmen auch attraktiver für Mitarbeiter, wenn es sich mit konkreten Maßnahmen für die Gesundheit der Mitarbeiter einsetzt und den Mitarbeiter nicht nur als Nummer, sondern als Mensch wahrnimmt.

 

NETWORK: Wie wirkt sich die Gesundheit der Mitarbeiter auf den Erfolg eines Unternehmens aus?

Dominik: Für den Erfolg eines Unternehmens sind viele Faktoren ausschlaggebend. Dazu zählen bspw. die harten Faktoren wie die Produktionsauslastung und Wirtschaftlichkeit, aber auch gut ausgebildete und motivierte Mitarbeiter zählen dazu. Immer mehr Unternehmen erkennen, dass sie das, was sie in die Gesundheit der Mitarbeiter investieren, um ein Vielfaches zurückbekommen. Ein Beispiel ist die Steigerung der Produktivität oder auch die Senkung der Krankenquote. Zudem achten immer mehr Mitarbeiter darauf, was die Firma außerhalb des Arbeitsumfelds für sie anbietet.

 

NETWORK: Was reizt dich persönlich an der wissenschaftlichen Aufarbeitung von Gesundheitsfragen in Unternehmen?

Dominik: Ich finde es interessant, wie sich Arbeit und Gesundheit auf so vielfältige Weise beeinflussen und welche Handlungsmöglichkeiten man hat, gemeinsam mit den Mitarbeitern Gesundheit zu fördern und zu leben. Das Thema wird in Zukunft mehr und mehr in den Vordergrund rücken, weil der demographische Wandel weiter voranschreitet, die beruflichen Anforderungen ansteigen und Mitarbeiter neue Herausforderungen bis ins hohe Alter begegnen müssen. Ich möchte dabei unterstützen, dass sie dieses Ziel erreichen können und ihre Gesundheit in jeder Lebensphase zumindest erhalten oder sogar noch verbessern.

 

NETWORK: Wie kann man sich einen klassischen Arbeitstag von dir vorstellen?

Dominik: Den typischen Arbeitstag gibt es eigentlich so nicht, weil jeder Tag andere Aufgaben mit sich bringt. Ich arbeite mit Kollegen aus verschiedenen Abteilungen zusammen, führe bspw. Mitarbeiterbefragungen durch und entwickle Gesundheitsmaßnahmen. Wir bieten unseren Mitarbeitern das ganze Jahr über verschiedene Angebote zu den Themen „gesunde Ernährung“, „Bewegung“ und „Stressbewältigung“ an, die von mir mitorganisiert, durchgeführt und evaluiert werden. Weiterhin prüfen wir kontinuierlich die Arbeitsbedingungen und verfolgen das Ziel, Belastungen zu minimieren und Arbeit gesundheitsförderlich zu gestalten. So wurden z.B. Hebehilfen in der Produktion eingeführt oder höhenverstellbare Schreibtische angeschafft. Aber auch den Abbau von psychischen Belastungen verfolgen wir, bspw. durch Schulungsangebote und Maßnahmen, die dann in der Summe das Gesamtbild des Betrieblichen Gesundheitsmanagements ergeben.

 

NETWORK: Hand aufs Herz – nicht immer hält man sich an gesundheitsbezogene Vorgaben (zB die gerade Haltung beim Sitzen) und es obsiegen Routine und Bequemlichkeit. Wie gehst du damit um?

Dominik: Es gilt das Sprichwort: Nobody is perfect. Und das sollte auch nicht das Ziel sein. Gesundheit ist individuell und bedeutet für den einen, keine Tabletten nehmen zu müssen, während ein anderer unter Gesundheit versteht, körperlich und geistig fit zu sein um am Leben teilnehmen zu können. Von daher muss man sich fragen, was man selbst unter Gesundheit versteht und was man dafür persönlich machen kann – eben so gut, wie es geht. Deswegen ist es auch ok, wenn man sich mal in den Stuhl fallen lässt oder im Café ein Stück Torte bestellt. Vielmehr geht es darum, dass man aktiv etwas für seine Gesundheit tut. Das muss nicht immer 5 mal pro Woche der Besuch im Fitness-Studio sein, sondern vielleicht einfach mal ein längerer Spaziergang in der Natur, das Lesen eines Buchs oder eine Unternehmung mit Freunden, bei der man Spaß hat, lacht und entspannen kann. Gesundheit hat auch viel mit Zufriedenheit, innerem Wohlbefinden und Achtsamkeit zu tun. Wichtig ist, eine Balance zu finden, indem man den Fokus auf die eigene Gesundheit hat und sich aktiv dafür einsetzt.

 

NETWORK: Wer ist deiner Meinung nach mehr gefragt, der Arbeitnehmer, der auf seine Gesundheit Acht geben muss oder der Unternehmer, der gesunde Arbeitsbedingungen schaffen sollte?

Dominik: Weder das eine, noch das andere alleine – das Zusammenspiel bringt den Erfolg. Wenn ich als Mitarbeiter sehr auf meine Gesundheit achte, das Unternehmen aber eher krankheitsfördernde Strukturen hat, schadet das über kurz oder lang meiner Gesundheit. Wenn ich aber andersrum nicht auf meine Gesundheit achte und mich dafür nicht aktiv einsetze, kann das Unternehmen noch so viel in Sachen Gesundheit anbieten – meine Gesundheit wird das sehr wahrscheinlich wenig fördern. Es ist also eine Wechselbeziehung, bei dem das Unternehmen, aber auch der Mitarbeiter in der Pflicht ist, gemeinsam aktiv zu werden. Gesundheit wird bei der ALMO daher als Prozess verstanden, der im Dialog entsteht und fortlaufend von allen Mitarbeitern weiterentwickelt wird.

 

NETWORK: Wenn du Unternehmern in unserer Heimat einen Tipp geben könntest, mit denen sich Arbeitsbedingungen verbessern ließen, was würdest du empfehlen?

Dominik: Wichtig ist, das Thema Gesundheit fest im Unternehmen zu verankern. Es reicht nicht aus einmal im Jahr einen Vortrag zum Thema Gesundheit anzubieten und den Mitarbeitern die Mitgliedschaft im Fitness-Studio zu subventionieren. Gesundheit strukturell in sämtliche Prozesse zu implementieren und nachhaltig zu verfolgen, sollte immer das Ziel sein. Die Mitarbeiter und das Unternehmen werden es danken!

 

NETWORK: Wir danken dir herzlich für das Interview!

Dominik Busch, Jahrgang 1988, machte nach dem Abitur ein freiwilliges, soziales Praktikum in einer Seniorenunterkunft, bevor er an der FH Nordhausen das Bachelor-Studium der „Sozialen Arbeit im Gesundheitswesen“ begann und 2013 abschloss. Im Anschluss studierte er den Master-Studiengang „Prävention und Gesundheitsförderung“ an der Uni Flensburg und ist zurzeit bei der ALMO-Erzeugnisse Erwin Busch GmbH im Betrieblichen Gesundheitsmanagement tätig, wo er auch seine Masterarbeit zu den Themen Gesundheit und Schichtarbeit schreibt.