Auslandspraktikum oder Auslandssemester

Ein Auslandsaufenthalt während des Studiums ist heute für Viele zur Normalität geworden. Für Studierende, die später in einem internationalen Berufsfeld arbeiten möchten, ist ein solcher Aufenthalt schon fast obligatorisch. Aber auch für alle anderen bietet ein Auslandssemester oder –praktikum viele Vorzüge. Glücklicherweise werden heutzutage immer mehr Hilfestellungen geboten, die Planung und Durchführung eines solchen Vorhabens deutlich erleichtern.

Welche Vorteile bietet mir ein Auslandsaufenthalt? 

Ein Auslandsaufenthalt bietet nicht nur Vorteile für das Studium, sondern auch für den späteren Berufsweg und natürlich für die eigene Persönlichkeit: beispielsweise das Erlernen einer fremden Sprache, das Kennenlernen einer fremden Kultur und neuer Denk- und Arbeitsweisen an der Uni oder im Job sowie der damit verbundene Perspektivwechsel. Das Zurechtfinden in einer neuen Umgebung schult die Fähigkeit zur Problemlösung und stärkt das Selbstbewusstsein. Nicht zuletzt findet man Freundschaften fürs Leben oder knüpft unter Umständen Kontakte, die neue Berufsperspektiven eröffnen. Alles in allem bieten sich wertvolle Erfahrungen, auch abseits der „Lebenslaufoptimierung“.

Was muss ich alles beachten? 

Wer sich für einen Auslandsaufenthalt entscheidet, hat einiges zu beachten. Ich empfehle daher 12 bis 18 Monate vor Beginn des Aufenthaltszeitraums mit der Planung zu beginnen, um wichtige Fristen nicht zu verpassen. Zu der Planungsphase gehören die grundlegende Recherche von möglichen Austauschprogrammen, die Auswahl einer Gastuniversität beziehungsweise eines Unternehmens, das Verfassen von Bewerbungsschreiben und Lebenslauf, die Klärung der Finanzierung und evtl. die Beantragung eines Visums und weiterer organisatorischer Dinge wie spezielle Absprachen zwischen Gast- und Heimatuni, die Wohnungssuche im Ausland, die Vorbereitung durch Sprachkurse etc. Im Folgenden möchte ich auf einige Punkte genauer eingehen.

Wo fange ich mit der Planung an? 

Ein guter erster Anlaufpunkt ist die eigene Universität. Die meisten Unis verfügen über ein großes Netzwerk an Partneruniversitäten (in geringerem Maße auch Partnerunternehmen) und reichlich Erfahrung, was die Planung deutlich erleichtert. Hier wird man mehr oder weniger an die Hand genommen und durch die Planungsschritte geführt. An vielen Unis gibt es zudem Ableger von AIESEC – einer Studentenorganisation, die Praktika im Ausland vermittelt. Darüber hinaus bietet die Webseite des Deutschen Akademischen Austauschdienstes (DAAD) umfangreiche Informationen rund um das Thema Auslandsaufenthalt, u.a. auch eine Checkliste mit den wichtigsten Planungsschritten für ein Auslandsstudium.

Welche Voraussetzungen gibt es?

Teilweise werden bestimmte Qualifikationen gefordert, von denen man sich aber nicht abschrecken lassen sollte. Häufig findet sich ein Weg, den Aufenthalt zu ermöglichen. Bewirbt man sich für ein Praktikum, fallen die Anforderungen sicherlich etwas höher aus. In der Regel sind gute Englischkenntnisse zwingend erforderlich, auch erste praktische Erfahrungen im jeweiligen Tätigkeitsfeld können hilfreich sein. Oftmals wird aber auch Quereinsteigern eine Chance geboten. Zwar gibt es für Auslandssemester häufig obligatorische Kriterien bezüglich des Sprachniveaus, teilweise handelt es sich jedoch auch nur um Empfehlungen. Wie sich immer wieder zeigt, ist das Studieren in einer Sprache, die man noch nicht perfekt beherrscht, sicherlich schwieriger aber durchaus machbar. Gerade beim Studium kann man im Gegensatz zum Praktikum sein Arbeitstempo mehr oder weniger selbst bestimmen. Es handelt sich daher um die optimale Gelegenheit eine Fremdsprache zu erlernen.

Wie kann ich den Aufenthalt finanzieren? 

Ein für viele abschreckender Aspekt ist die Finanzierung. Auch hier kann ich nur dazu raten, sich nicht zu schnell entmutigen zu lassen. Es ist richtig, dass ein Auslandsaufenthalt mit Kosten verbunden ist, z.B. für Flug, Visum, evtl. höhere Lebenshaltungskosten, Kosten für Sprachnachweise, etc. Auf der anderen Seite existieren gerade für Auslandsaufenthalte viele Förderungsmöglichkeiten. Diese sind oft relativ einfach zugänglich, ohne dass man etwa besonders gute Noten vorweisen müsste. Das ERASMUS+-Programm der Europäischen Kommission übernimmt grundsätzlich die Studiengebühren an der Gastuniversität und vergibt zusätzlich eine monatliche Förderung in Höhe von bis zu 270€. Es ist sowohl für das Studium als auch für ein Praktikum verfügbar. Darüber hinaus gelten geringere Voraussetzungen für Auslands-BAföG. Das PROMOS-Stipendium des DAAD stellt eine weitere, recht einfache Möglichkeit dar, den Aufenthalt im Ausland zu finanzieren. Weitere Informationen findet Ihr u.a. auf der Webseite des DAAD. Alles in allem ist ein Aufenthalt im Ausland während des Studiums – ob als Auslandssemester oder Praktikum – sicherlich mit einigen Anstrengungen und Kosten verbunden. In den allermeisten Fällen machen die unvergesslichen Erfahrungen dies aber mehr als wett. Von daher kann ich nur jedem empfehlen, diesen Schritt zu wagen.

Johannes Peter hat der Veröffentlichung dieses Essays zugestimmt und sämtliche Rechte daran an NETWORK waldeck|frankenberg abgetreten. Eine anderweitige Verbreitung oder Verwendung obiger Inhalte ist nur nach schriftlicher Genehmigung gestattet.

Zum Autor: 

Johannes Peter schloss 2008 sein Abitur an der Alten Landesschule Korbach ab. Seit 2014 studiert er den Master „International Development Studies“ in Marburg. Bereits während seines Bachelors zog es ihn für ein Auslandssemester nach Stellenbosch, Südafrika. Nachdem er vor dem Beginn seines Masters zwei Auslandspraktika für deutsche Entwicklungsorganisationen in Ghana und Vietnam absolvierte, befindet er sich derzeit in Madrid für ein weiteres Auslandssemester.

Hilfreiche Links: 

www.daad.de/ausland/de

www.studieren-weltweit.de

www.aiesec.de