Elektroniker, technischer Produktdesigner oder Verfahrensmechaniker – Technische Berufe werden noch immer von Männern dominiert. Wie geht es den – noch vereinzelten – Frauen unter ihnen? Lisa Jesinghausen und Gea Scheele wissen es. Sie erzählen aus ihrem Arbeitsalltag bei horizont und Personalleiterin Sabine Krug berichtet, was das für das Unternehmen bedeutet.

 

Die Korbacher Firma horizont stellt Weidezäune, Straßenabsicherungen und elektrische Spezialprodukte her. Dafür bildet sie in vier technischen Berufen aus. Lisa Jesinghausen und Gea Scheele arbeiten in zwei davon. Lisa beendete ihre Ausbildung zur Elektronikerin für Geräte und Systeme im Sommer 2017. Gea ist im zweiten Lehrjahr zur technischen Produktdesignerin.

„Wenn ich erzähle, dass ich Elektronikerin bin, ist das für viele eine Überraschung. Eine Frau, die sich für Technik interessiert? Da staunen vor allem ältere Menschen“, sagt Lisa. Mit Vorurteilen habe sie aber nicht zu kämpfen. „Die Reaktionen sind immer positiv.“

 

Als Elektronikerin für Geräte und Systeme bei horizont arbeitet Lisa Jesinghausen nur mit Männern zusammen. – Kein Problem für die 24-Jährige.

 

Gleichberechtigung und gute Atmosphäre

Auch unter Kollegen sei die Atmosphäre gut, erzählt sie weiter. „Ich arbeite nur mit Männern zusammen und das sehe ich als klaren Vorteil: Die unkomplizierte Zusammenarbeit macht mir Spaß und führt zu guten Ergebnissen.“ Die 24-Jährige fühlt sich wohl und gleichberechtigt in ihrem Team. „Klar fallen hier und da auch mal unangebrachte Sprüche, aber meistens kann man darüber hinwegsehen.“

Azubi Gea pflichtet ihr bei. Generell sei das Zusammenarbeiten mit Männern entspannter, erzählt die 19-Jährige weiter. „Die Hälfte meiner Berufsschulklasse ist weiblich, in der Firma arbeite ich aber nur mit Männern zusammen. Das ist eine gute Abwechslung“, sagt Gea.

Schätzt die unkomplizierte Zusammenarbeit mit männlichen Kollegen: Gea Scheele, Produktdesignerin bei horizont.

 

An ihrer Arbeit als Produktdesignerin gefällt ihr vor allem, dass sie eigene Ideen einbringen kann. „Bei einem meiner letzten Projekte ging es um den Öffner eines Weidezauntors. Das ist ein kleines Teil, was optisch verändert werden sollte. Da durfte ich kreativ werden und letztendlich wurde mein Verbesserungsvorschlag auch umgesetzt.“ Dass sie sich für Technik interessiert, merkte Gea schon in ihrer Jugend. „Das war bei der Berufswahl aber zweitrangig. Vor allem wollte ich einen praktischen und kreativen Beruf – den habe ich bei horizont gefunden.“

 

Unterschiedliche Arbeits- und Denkweise

Auch Personalleiterin Sabine Krug freut sich über weiblichen Zuwachs in den Werkstätten von horizont. „Frauen und Männer bringen eine unterschiedliche Arbeits- und Denkweise mit. Es gibt sicher Eigenschaften, die eher Frauen zugeschrieben werden, wie Kommunikationsfähigkeit, Empathie und emotionale Intelligenz.  Verallgemeinern sollte man hier aber nicht. In gemischten Teams hat jedes Mitglied andere Stärken, so können alle voneinander lernen und profitieren.“

 

Möchte Mädchen und Frauen darin bestärken technische Berufe zu ergreifen: horizont-Personalerin Sabine Krug. 

 

Weil sie davon überzeugt ist, dass diverse Teams erfolgreicher sind, versucht sie gezielt junge Berufseinsteigerinnen für eine Karriere im technischen Bereich zu begeistern. „In Zeiten des Fachkräftemangels dürfen Frauen nicht nur die stille Reserve sein. Das ist die Herausforderung für unsere Personalpolitik“, erklärt Krug. horizont gestaltet deswegen die Arbeitszeitmodelle so flexibel wie möglich, schreibt Teilzeitstellen aus und versucht eine Vereinbarkeit von Familie und Beruf zu verwirklichen. Für Frauen und Männer.

 

Text von Nadine Graf